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Nach der Mette noch nicht heim

Wie junge Leute den Heiligen Abend verbringen / Mitglieder einer Landjugendgruppe erzählen

Statt „Frohe Weihnachten“ heißt es heutzutage „Happy X-mas“. Und während in den Innenstädten die Glocken zur Christmette rufen, drängt sich junges Partyvolk in Cocktailbars und Kneipen. Ist der besinnliche Heiligabend ein Auslaufmodell bei jungen Leuten? Die KiZ wollte es genauer wissen – und stieß dabei auf Jugendliche, die eine fröhliche, aber keine oberflächliche Advents- und Weihnachtszeit verbringen.

Donnerstagabend im Gruppenraum der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) in Deining. Flauschige Engelsflügel, falsche Bärte und rote Umhänge liegen auf Tischen und Sofas ausgebreitet. Die Landjugend bietet nämlich schon seit vielen Jahren in der Großgemeinde Deining einen Nikolaus-Dienst an und gerade sind die Teams von ihren Einsätzen (heuer zugunsten der Aktion „Schutzengel gesucht“) zurückgekehrt. Jemand hat einen Stapel Pizza organisiert, die Stimmung ist ausgelassen.

Aber es gibt auch besinnliche Momente im Pfarr- und Jugendheim, zum Beispiel wenn Gottesdienste vorbereitet werden – vom Oktoberrosenkranz über den Kreuzweg in der Fastenzeit bis zur adventlichen Andacht. „Da wollen wir heuer das Bild vom Marientragen im Gottesdienst entgegennehmen“, kündigt Stephanie Härtl (19) an, die sich nicht nur in der örtlichen Landjugend, sondern auch im KLJB-Diözesanvorstand engagiert, „danach treffen wir uns noch hier“.

Ein Herzenswunsch

Am Heiligen Abend teilt sich der Kreis der etwa 20 Aktiven dann auf. „Wir sind eine KLJB, die sich aus drei Pfarreien zusammensetzt, Großalfalterbach, Döllwang und Deining“, erläutert Mitglied Teresa Distler (19). Da gingen die jungen Leute dann zumeist in der eigenen Pfarrgemeinde in die Christmette. In ihrem Fall ist das der Gottesdienst in Oberbuchfeld. Danach zieht es die Dorfjugend noch in ihren Treffpunkt, ihre „Budn“.

Auch diejenigen, die in Deining zur Christmette gehen, wollen nicht gleich nach Hause, sondern gehen noch in den KLJB-Gruppenraum gleich hinter der Pfarrkirche. „Da setzen wir uns noch ein bisschen zusammen, machen uns vielleicht noch einen Glühwein warm“, erzählt Stephanie. Für Stefan Kirsch (17) ist es heuer das erste Mal, dass er dabei ist, Daniel Häring (24) war schon öfter mit von der Partie und weiß: „Da wird’s dann lustig“. Aufheiterung kann der junge Mann, der die Stunden vor der Christmette mit den Eltern verbringen wird, derzeit gut gebrauchen. Sein größter Weihnachtswunsch ist es, dass es wieder aufwärts geht mit seinem drei Jahre jüngeren Bruder Thomas. Der liegt nach einem Unfall seit Monaten im Krankenhaus und die ganze KLJB hofft auf seine Genesung. Diesen Wunsch haben einige aus der Gruppe auch bei der Nacht der Lichter, die vor wenigen Wochen im Eichstätter Dom stattfand, ins Fürbittenbuch geschrieben.

Weil nach der Christmette meist keiner der Jugendlichen so schnell ans Heimgehen denkt, wird der erste Weihnachtsfeiertag dann oft zum Ausschlafen genutzt. Am zweiten Weihnachtsfeiertag hingegen, „da ist die Teilnahme sehr gut“, kann Kaplan Martin Becker berichten. Analog gingen viele junge Leute in die Osternacht, anschließend zur Agape ins Jugendheim und erst am Ostermontag wieder in die Kirche. Gleichwohl freut sich der Kaplan über die lebendige Landjugend, „die immer bemüht ist, das religiöse Leben vor Ort mitzutragen. Gott sei Dank kommen jedes Jahr neue Mitglieder hinzu“.

Nicht das Materielle

Für das christliche Fundament, das ihnen in ihren Familien grundgelegt wurde, sind die jungen Leute dankbar. „Bei uns weiß man wenigstens noch, warum Weihnachten gefeiert wird“, kritisiert Karoline Kienlein die Kommerzialisierung des Festes. Max Stadlmeier, der zuvor mit Karoline im Nikolaus-Einsatz war, ist aufgefallen, dass manche Eltern ihrem Nachwuchs nicht den Nikolaus, sondern den Weihnachtsmann angekündigt haben. Beim Stichwort Weihnachten „da wird als erstes an die Geschenke gedacht“, beobachtet der 18-jährige Kinderpfleger, der in einem Neumarkter Kindergarten arbeitet.

Stephanie verrät schon jetzt: Ihre Teamkollegen vom KLJB-Diözesanvorstand bekommen heuer selbstgebackene Plätzchen von ihr. Umgekehrt freut sich die junge Elektronikerin auch selbst über Geschenke Marke Eigenbau: „Da ist nicht das Geld entscheidend, sondern dass sich jemand Gedanken gemacht hat.“ Teresa pflichtet ihr bei und fügt noch einen persönlichen Wunsch hinzu: „Dass der Zusammenhalt in den Dörfern erhalten bleibt, dass man einander hilft“ – so wie ihr selbst just an diesem Abend schon geholfen wurde: Als Fahrerin eines Nikolaus-Teams hatte sie in der Dunkelheit die Begrenzungsmauer eines Bachlaufs übersehen und war beim Rückwärtsfahren hängengeblieben. „Aber auf einmal war ein Haufen Leute da“, die das Auto wieder flott machten. „Da merkt man halt, dass noch zusammengehalten wird.“

Gabi Gess, Kirchenzeitung Nr. 51/52 vom 22./29. Dezember 2013