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„Wir haben hier wirklich Zugang“

„Kindertageseinrichtungen als Ort der Seelsorge“ lautete heuer das Thema der Pastoralkonferenzen

Der Segen einer Pfarrgemeinde beginnt beim Kindergarten“, hat Papst Johannes XXIII. einmal gesagt. „Dieser Satz begleitet mich seit vielen Jahren“, meint Edith Schmitz, Leiterin des Referats Kindertageseinrichtungen beim Eichstätter Caritasverband. Deshalb hat sie sich auch gefreut, dass das Thema „Kindertageseinrichtungen als Ort der Seelsorge“ heuer den Schwerpunkt der Pastoralkonferenzen bildete – einem wichtigen Austauschforum für alle Priester und hauptamtlich in der Seelsorge Tätigen des Bistums. Bei den Pastoralbesuchen des Bischofs brächten Kindergartenleiterinnen immer wieder zur Sprache, dass sie sich eine geregelte, klar strukturierte Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Pfarrei wünschen, weiß Schmitz, die eine der Referentinnen bei den Pastoralkonferenzen war.

Bischofsvikar Georg Härteis, der die Treffen mit Dr. Peter Ulrich und Dr. Ludwig Brandl vom Bischöflichen Seelsorgeamt vorbereitet hat, nennt weitere Gründe, die für das Tagungsthema sprachen: Die Bischofssynode im Vatikan zum Thema Familie, aber auch der gesellschaftliche und politische Wandel, der Kindergärten heute eine Schlüsselfunktion als Bildungs- und Erziehungsstätte verleihe. In den Kindertagesstätten – im Bistum Eichstätt befinden sich fast 200 in kirchlicher Trägerschaft – erreiche man nicht nur die Kinder, sondern auch deren Eltern und Großeltern. „Wir haben hier wirklich einen Zugang zur Seelsorge“, zeigt sich Härteis überzeugt. Doch müssten die Hauptamtlichen diese Möglichkeit noch stärker wahrnehmen. Das gelte für Pfarrer ebenso wie etwa für Gemeindereferenten, die im Zeichen von Stundenkürzungen im Religionsunterricht Kapazitäten frei hätten.

Bei den Pastoralkonferenzen, die wahlweise an fünf Terminen in Hirschberg, Plankstetten und zuletzt im Kloster St. Josef in Neumarkt stattfanden, befassten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zunächst mit Argumenten, die für die Seelsorge an den jüngsten Gemeindemitgliedern sprechen. „Wer Kinder tauft, sollte auch für sie sorgen“, hatte etwa Professor Martin Lechner von der Hochschule der Salesianer Don Bosco in Benediktbeuern seinen Vortrag überschrieben. Der Kindergarten biete „eine vorzügliche Möglichkeit der religiösen Grundalphabetisierung der Kinder und einer neuen Begegnung von Eltern mit Kirche und ihrem Glauben“, stellte Lechner fest.

„Kontakt halten“

Eingeladen waren auch Referenten aus den Diözesen Augsburg, Passau und Trier, wo es bereits festgeschriebene diözesane Konzepte zur pastoralen Begleitung katholischer Kindertageseinrichtungen gibt. Die Religions- und Sozialpädagogin Margret Färber etwa ist seit zwei Jahren Leiterin des mit zwei Stellen ausgestatteten Fachbereichs „Pastoral in Kindertageseinrichtungen“ im Seelsorgeamt der Diözese Augsburg. Zu dessen erklärten Zielen gehört die Vernetzung von Kindergärten und Pfarreien und die Weiterentwicklung des katholischen Profils der Einrichtungen. Dies gilt insbesondere für die rund 40 Kindertagesstätten, die sich im Bistum Augsburg bislang unter dem Dach des diözesanen „Zentrum Kindertagesstätten“ zusammengeschlossen haben. Dieses leistet Unterstützung in Personal- und Verwaltungsangelegenheiten.

Auch im Bistum Eichstätt sind Strukturen zur Entlastung der örtlichen Kindergartenträger in Verwaltungsbereich und Qualitätsmanagement entstanden. Markus Schweizer ist fester Ansprechpartner im Bischöflichen Ordinariat und zugleich Geschäftsführer eines Zusammenschlusses von 17 Ingolstädter Kindertageseinrichtungen. „Auch wenn neue Organisationsformen gefunden werden, so ist doch die pastorale Zusammenarbeit mit den örtlichen Kirchenstiftungen eine unabdingbare Voraussetzung“, plädiert Schweizer für kurze Wege zwischen Kindergarten und Seelsorge vor Ort. Größere Zusammenschlüsse machten nur Sinn, „wenn die Zusammenarbeit mit der Pfarrei erhalten und sogar gestärkt wird“, wie man das am Ingolstädter Beispiel sehe. Immer wieder hört Schweizer jetzt von Pfarrern, dass sie öfter im Kindergarten vorbeischauen können, seit sie weniger Verwaltungsarbeit am Hals haben.

Pfarrer Klaus Meyer aus der Pfarrei Herz Jesu etwa freut sich, dass jetzt „mehr Zeit rausspringt“. Zweimal hat er bereits Team-Orientierungstage für die Mitarbeiterinnen von zwei Kindergärten und einer Krippe in seiner Pfarrgemeinde angeboten. Von Zeit zu Zeit geht er durch die Gruppen, „um Hallo zu sagen und einfach den Kontakt zu halten“. Ins Kostüm vom Bischof Nikolaus schlüpft er höchstpersönlich und auch an den Elternabenden nimmt er nach Möglichkeit teil. Er stellt dem abendlichen Laternenbasteln eine Lichtmeditation voran oder hält einen Abend zur Frage, wie man mit Kindern beten kann. Nicht zuletzt mischt er sich nach dem Martinszug unter die Leute, gesellt sich am Glühweinstand von Gruppe zu Gruppe, „weil sich auf diese Weise Vieles ergibt. Dann sieht man vielleicht auch mal eine junge Familie im Gottesdienst wieder“.

Stichwort Gottesdienst-Besuch: „Wir haben noch einen guten Stamm von Erzieherinnen, die religiös gut sozialisiert sind“, stellt Edith Schmitz fest. „Aber es werden weniger und das ist auch schon spürbar.“ Es wachse eine Erzieherinnen-Generation nach, die häufig ein religiöses „Teilwissen“ mitbringe und der nicht mehr wie selbstverständlich der tiefere Sinn von Festen wie Weihnachten und Ostern geläufig sei. „Wir stellen aber zugleich fest, dass durchaus Motivation vorhanden ist, religiöses Wissen weiterzugeben“, meint die Leiterin des Caritas-Kindergartenreferats, das eine Vielzahl von Fortbildungen für Erzieherinnen anbietet, auch zum Bereich „Werteorientierung und Religiosität“. „Das fängt schon ganz früh an“, verweist Schmitz etwa auf den Kurs „Gott in der Krippe“, in dem es um die Entwicklung religiösen Denkens bei Kindern von null bis drei Jahren geht.

Wer kann weiterhelfen?

Drei Besinnungs- und fünf Fortbildungstage können die Erzieherinnen jährlich in Anspruch nehmen und nutzen diese Möglichkeit auch. Zu religiösen Fortbildungen „melden sie sich rege an“, weiß Schmitz. Da werde diskutiert und die Möglichkeit genutzt, Fragen zur Glaubensweitergabe zu stellen. Neben den Schulungen gibt es Jahresgespräche, zu denen Schmitz und ihre Kolleginnen vom Referat Kindertageseinrichtungen in die Horte der Diözese hinausfahren. Dabei hören sie immer wieder von den Erzieherinnen, dass sie die Erwartungen der Pfarrei nicht so recht kennen, „dass es viel Unausgesprochenes gibt“.

Wie die Zusammenarbeit zwischen Pfarrei und Kindergarten gelingen kann, dazu stellte Schmitz bei den Pastoralkonferenzen zwölf Thesen (siehe Kasten S. 4) in den Raum und regte zur Diskussion an. Immer wieder, so erzählt sie im Gespräch mit der KiZ, rufen Erzieherinnen bei ihr im Kindergartenreferat an, weil es in der Familie eines Schützlings große Probleme gibt, sie aber nicht wissen, an wen sie sich wenden sollen. Besser wäre es, „wenn innerhalb der Pfarrei geklärt ist, wie man damit umgeht, wie man Familien wahrnimmt mit ihrer Problematik“, plädiert Schmitz für eine stärkere Vernetzung vor Ort, denn „das sind Dinge, da dürfen die Erzieherinnen nicht allein gelassen werden“.

Gabi Gess, Kirchenzeitung Nr. 47 vom 23. November 2014