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Handwerk hat goldenen Boden

Das Motto des diesjährigen Aktionstages lautet „Handwerk, Technik, Industrie“

Werkstattbesuch in Beilngries. Ziel ist die „Gold- und Silberschmiede Bock, Werkstätte für kirchliche Kunst“. Das Geschäftshaus liegt am ehemaligen Stadtgraben, der heute teilweise verfüllt ist. Den Verkaufsraum im Erdgeschoss des Hauses erreicht man von der höher gelegenen Straße über eine breite Treppe. Im Verkaufsraum, der mit seinen schmuckgefüllten Vitrinen und Auslagen sich nicht von dem eines Juweliers unterscheidet, wartet der Silberschmied Andreas Winklbauer, der nicht nur durch die Werkstatt führen, sondern auch einen Einblick in seine Arbeit geben möchte.

Besuch der Werkstatt

Über eine steile Treppe geht es zur Werkstatt ins Souterrain. Durch die Lage am Stadtgraben erhalten die Räume auch hier im Untergeschoss ausreichend Tageslicht. Dort gibt Winkelbauer zunächst eine kurze Einführung in die Geschichte der Firma Gold- und Silberschmiede Bock, die 1863 in Beilngries gegründet wurde. Seitdem ist der Betrieb in Familienbesitz, heute mit der Gold- und Silberschmiedin und Geschäftsführerin Monika in der fünften Generation. Der Familientradition verpflichtet wird in der Gold- und Silberschmiede ausgebildet.

Die Schmiede ist heute vor allem für zwei Bereiche bekannt. Auf der einen Seite für fachkundige Restaurierung und Aufarbeitung sowohl hochwertigen historischen, als auch des alltäglichen Kirchengeräts, auf der anderen Seite für die individuelle, speziell auf die Bedürfnisse der Kunden abgestimmte Neuanfertigung sakralen Geräts. Dabei reicht der Leistungsrahmen von der einfachsten Patene, über moderne Kelche, Schalen und Monstranzen bis hin zur vollständigen Altarraumgestaltung.

Der erste Blick in der Werkstatt fällt auf einen silbernen Kasten. „Das ist ein Schaukasten für ein Reliquiar aus der Michaelskirche in Biberbach“, erklärt der geborene Regensburger Winklbauer, der in seiner Heimatstadt gelernt hat, seit 1998 bei der Firma Bock beschäftigt ist und hier unter anderem verantwortlich ist für die Sakralgefäße. Gleich zu Beginn seiner Beschäftigung bei Bock konnte er sein Können bei der Mitarbeit am neuen Bischofsstab des damaligen Eichstätter Oberhirten Dr. Walter Mixa unter Beweis stellen, berichtet die Homepage der Firma, die auch einige weitere Restaurierungsarbeiten aufzählt, wie den barocken Kreuzpartikel der Kirchenstiftung Schambach, der um 1720 gefertigt wurde, oder eine mit Emaillebildchen und Edelsteinen besetzte Messweingarnitur, der Kirchenstiftung Sankt Peter in Neuburg/Donau, die zwischen 1680 und 1700 erstellt wurde.

Hinter dem Reliquien-Beschaukasten hängt ein Lötkolben. Auf der anderen Seite der Werkstatt stehen einige Ambosse in verschiedenen für Gold- und Silberschmiede speziellen Bauweisen. Daneben eine Holzplatte auf der auf einem Handtuch eine zerlegte Monstranz liegt, die gereinigt und ausgebessert werden soll. Um die Einzelteile des Kirchengefäßes genauer betrachten zu können, setzt sich Winkelbauer an seinen Schreibtisch und nimmt jedes Teil genau unter die Lupe. So erkennt er, dass die Monstranz schon einmal repariert worden ist – von einem Laien, der zur Reparatur gewöhnlichen Lötdraht verwendete. „Der muss auf jeden Fall entfernt werden“, urteilt der Fachmann.

Während der Besucher noch staunt, aus wie vielen Einzelteilen eine Monstranz besteht, betrachtet Winkelbauer Altarglocken, die ein Mesner zur Kontrolle vorbeigebracht hat. „Ob daran etwas zu reparieren ist, erschließt sich oft erst bei der Arbeit“, weiß der Silberschmied, der schon während der Schulzeit seine Neigung zum filigranen Arbeiten entdeckte.

Liturgische Gefäße

Mit der Kuppa, der oberen Schale eines Trinkgefäßes, hier eines Kelches, geht es als nächstes in einen kleinen engen Nebenraum. Darin stehen zwei Maschinen, ein Schleifgerät hinter dem sich die Saugöffnung der zweiten Maschine auftut. An der Wand neben dem Sitz befinden sich eine Reihe von verschiedenen Schleif- und Polieraufsätzen. Winklbauer steckt eine Bürste auf das Schleifgerät und beginnt die Kuppa zu polieren. Die Teile, die wegpoliert werden, saugt das zweite Gerät an.

Beim Verlassen des Polierraumes sticht an einem Arbeitstisch ein Miniaturlötkolben ins Auge. Die Nachfrage ergibt, dass es sich dabei um ein Hydrozon-Lötgerät handelt, das bei Edelmetallen eingesetzt wird. Beim weiteren Gespräch in der Werkstatt werden einige sehr bekannte liturgische Gefäße aus dem Bereich der Diözese Eichstätt aufgezählt, die der Firma Gold- und Silberschmiede Bock im Laufe der Zeit anvertraut worden sind, beispielsweise die Lepanto-Monstranz aus Ingolstadt oder die Silberfigur der heiligen Walburga aus Monheim.

Anschließend geht es wieder zurück ins Erdgeschoss. Dort befindet sich hinter dem Verkaufsraum das Büro Winklbauers. Auf dem Schreibtisch stehen neue Aufträge: ein Ziborium aus dem 19. Jahrhundert, ein Kelchetui, eine Kustodia, auch Pyxis genannt, aus dem 19. Jahrhundert und noch ein weiteres Kelchetui. Die Werkstätte soll das Ziborium reinigen, beim Kelchetui überprüfen, ob es noch reparabel ist und den darin befindlichen Kelch innen neu vergolden. Die Kustodia, ein Gefäß zur Aufbewahrung des gewandelten Allerheiligsten, soll gereinigt und eventuell neu versilbert werden, das Kelchetui samt Kelch überprüft und bei Bedarf repariert werden.

Anhand der neuen Aufträge erklärt Winklbauer, warum er seinen Beruf liebt. Man arbeite an Dingen, an denen nicht jeder arbeiten könne und dürfe. Das sensible Umgehen mit Metall sei immer etwas Besonderes. Man könne gestalten, eigene Ideen einbringen, sei verantwortlich für wertvolles Gerät und jeder Auftrag könne eine neue Herausforderung sein. „Eins ist sicher, der Beruf wird nie langweilig!“, ist der Silberschmied überzeugt. Am Tag des Offenen Denkmals lassen Andreas Winklbauer und Monika Bock sich bei Führungen um 14 und 15.30 Uhr über die Schultern schauen und stellen dabei die einzelnen Schritte des Restaurierens vor.

Mehr Information zum Tag des Offenen Denkmals unter „www.tag-des-offenen-denkmals.de“.

Klaus Kreitmeir, Kirchenzeitung Nr. 37 vom 13. September 2015