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Korrekturhinweis:

In der gedruckten Ausgabe der Kirchenzeitung hat sich leider der Druckfehlerteufel eingeschlichen. Die richtigen Termine der Aufführung sind: Samstag, 15. und Sonntag, 16. Dezember (jeweils um 15.30 und um 18.30 Uhr).

Eine andere Art der Verkündigung

20 Jahre Hepberger Stallweihnacht / Lebende Bilder und Musik zu Evangeliumstexten

Und wo ist jetzt der Esel?“, fragt die vierjährige Emma ganz aufgeregt. Sie weiß, dass so ein grauer Geselle bei der Hepberger Stallweihnacht mit von der Partie ist, weil sie daheim schon einen Film vom letztjährigen Krippenspiel mit lebenden Darstellern angeschaut hat. Schließlich werden Emmas Eltern heuer Maria und Josef darstellen. In der Krippe wird bei den vier Aufführungen am dritten Adventswochenende ihre jüngere Tochter Frieda liegen, die vor knapp sechs Monaten zur Welt kam.

Wer in die Rolle der heiligen Familie schlüpfen darf, dieses Geheimnis hütet Spielleiter Albert Beer (73) jedes Jahr sorgfältig. Heuer nutzte er für die öffentliche Bekanntgabe eine besondere Gelegenheit: Die Jubiläumsfeier zum 20-jährigen Bestehen der Stallweihnacht, zu der am ersten Adventssonntag alle bisherigen Mitwirkenden und die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer eingeladen waren. Den Auftakt bildete ein feierlicher Gottesdienst in der Hepberger Pfarrkirche St. Oswald, bei dem auch der Verstorbenen gedacht wurde.

Zelebranten waren Caritasdirektor Domkapitular Franz Mattes (ein gebürtiger Hepberger), der Ortsgeistliche Benjamin Pereira sowie Kaplan Caliope Bazitwinshi, bewährter Darsteller bei der Stallweihnacht. Umrahmt wurde die Heilige Messe von Musikgruppen, die auch beim Krippenspiel mitwirken. Und so wie jede Stallweihnacht mit dem Andachtsjodler endet, erklang dieser auch am Schluss des Gottesdiensts. Danach gab es in dem ehemaligen Stall- und Scheunengebäude im Hepberger Schloss, in dem jedes Jahr die Kulissen errichtet werden, Glühwein, Stollen und Gelegenheit, Erinnerungen auszutauschen.

Bestimmt 30 Jahre, schätzt Albert Beer, ist es her, dass er in der Zeitung einen Bericht über die Stallweihnacht bei den Bad Reichenhaller Gebirgsjägern las. Die Tragtiere der Kaserne – Mulis und Haflinger – wurden dabei in die Szenerie eingebunden. Beer ging die Idee einer lebendigen Krippe nicht mehr aus dem Kopf. Und nachdem er sie zehn Jahre mit sich herumgetragen hatte, warb er in Hepberg für sein Vorhaben. Als Bürgermeister und Sportvereinsvorsitzender fehlte es ihm nicht an den nötigen Kontakten. „Er ist ja ein sehr engagierter Typ“, meint Reinhard Büchl, der von Beginn an als Sprecher der Stallweihnacht fungiert und die Originaltexte aus dem Lukas- und Matthäusevangelium liest.

Auch die Besitzer des Schlosses Hepberg zeigten sich offen für Beers Pläne. „Vor 20 Jahren be-trieben wir noch aktiv Landwirtschaft“, erzählt Hannelore Puppele. „Hier, wo jetzt die Stallweihnacht stattfindet, war unsere Reithalle.“ Ein Dutzend Pferde musste vorübergehend ausquartiert werden, „aber wir haben gesagt: Probiern wirs!“

Gleichermaßen aufgeschlossen reagierten afrikanische Theologiestudenten oder Priester, die sich zur Aus- und Fortbildung im Eichstätter Priesterseminar aufhielten, auf Beers Bitte, einen der drei Heiligen Könige zu spielen. Caliope Bazitwinshi aus Burundi etwa hat sieben Jahre lang mitgewirkt. Nun geht er zunächst nach Rom und dann zurück in seine Heimatdiözese. Bei der 20-Jahrfeier dankte ihm Beer für seinen Einsatz bei der Stallweihnacht.

Für Caliope bedeutet diese „eine andere Art der Verkündigung, eine lebendige Vermittlung der Botschaft“. Seinen Mitspielern versicherte er zum Abschied: „Ich werde mit Euch im Gebet verbunden bleiben und stets um diese Zeit an Euch denken.“

Zur Gewandmeisterin der Stallweihnacht wurde Luise Pickl, als ihr Sohn vor 16 Jahren einen der Hirten spielte. Bis dahin waren die Kostüme beim Ingolstädter Stadttheater ausgeliehen worden. Aber bei der einzigen Probe stellte sich oft heraus, dass das Vorhandene nicht passte. „Wir brauchten also einen größeren Fundus“, erzählt Pickl, die mit zwei weiteren Frauen 30 Kostüme anfertigte und bis heute in Schuss hält.

Großen Anteil an der andächtigen, feierlichen Stimmung bei der Stallweihnacht haben die mitwirkenden Volksmusikgruppen, vom Bläser-ensemle aus Hepberg bis zu den Denkendorfer Sängerinnen. Heuer konnte Beer neben Musikern aus der Region auch eine Gruppe aus Kitzbühl engagieren.

„Die Veranstaltung eignet sich für Besucher ab sechs Jahren“, heißt es in der Infobroschüre zur Stallweihnacht. Große Augen bekommen kleine Zuschauer beim Anblick der Vierbeiner: Ochs und Esel, Schafe und sogar ein Kamel, dessen Stall normalerweise im Landkreis Augsburg steht.

Mehr als 30.000 Besucher wurden seit 1993 bei der Stallweihnacht gezählt. Seit einigen Jahren kämen verstärkt auch jüngere Menschen, ist Beer aufgefallen. Er führt dies zurück auf die Sehnsucht nach Besinnung und Feierlichkeit inmitten einer immer hektischer werdenden Vorweihnachtszeit. Früher, als drei Viertel der Karten telefonisch bestellt wurden hat Beer viel über die Beweggründe der Besucher erfahren. Heute dagegen läuft der Kartenservice zum größten Teil übers Internet.

Rund 2.000 Zuschauer werden pro Jahr bei der Stallweihnacht gezählt. In dicken Jacken und in mitgebrachte Decken gehüllt, lassen sie sich in den Bann des Dreiklangs aus Bildern, Musik und Texten der Heiligen Schrift ziehen. Für heuer hat auch der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer zugesagt.

Auch Kurzentschlossene haben noch Chancen, an Karten für die vier Aufführungen am Samstag, 15. und Sonntag, 16. Dezember, (jeweils um 15.30 und um 18.30 Uhr) zu kommen. Erhältlich sind sie online unter „www.stallweihnacht.de“, beim Kartendienst unter Tel. 08456/978640 sowie beim Ticketservice des Donaukurier. Restkarten gibt es auch an der Abendkasse, selbst wenn dann Zusammenrücken angesagt ist – was wiederum gut gegen Kälte hilft!

Gabi Gess, Kirchenzeitung Nr. 50 vom 9. Dezember 2012

Korrekturhinweis:

In der gedruckten Ausgabe der Kirchenzeitung hat sich leider der Druckfehlerteufel eingeschlichen. Die richtigen Termine der Aufführung sind: Samstag, 15. und Sonntag, 16. Dezember (jeweils um 15.30 und um 18.30 Uhr).