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Ein Fach, das dem Schulalltag gut tut

„Missio Canonica“ für Religionslehrer am Gymnasium / Kritik an fehlenden Planstellen.

In der Abtei Plankstetten sitzt eine Gruppe junger Frauen und Männer beim Frühstück – das „K-Seminar“ vom Ingolstädter Christoph-Scheiner-Gymnasium. K steht für katholische Religionslehre und ist eines der Fächer, die die jungen Pädagoginnen und Pädagogen am Gymnasium künftig unterrichten werden. Zum Abschluss ihrer zweijährigen Referendariatszeit erhalten sie nun ihre offizielle kirchliche Lehrerlaubnis, die Missio Canonica.

Auf dieses Ereignis bereiten sie sich bei Einkehrtagen mit ihrem Seminarleiter Franz Hertle vor. Die Verleihung der Missio sei mehr als der feierliche Abschluss der Ausbildung, meint die Ingolstädterin Martina Mayer, die als einzige in der Runde aus dem Gebiet des Bistums Eichstätt stammt. Die Aussendung mit dem Ortsbischof Dr. Gregor Maria OSB mache auch deutlich: „Ihr handelt jetzt im Auftrag der Kirche.“

Während ihrer Referendariatszeit werden junge Gymnasiallehrer je nach Fächerverbindung verschiedenen Seminarschulen zugeteilt. Für das Fach Religion ist das Scheiner-Gymnasium die einzige Seminarschule auf dem Gebiet des Bistums Eichstätt. Franz Hertle, der seit 1991 dem Lehrerkollegium angehört, ist seit fünf Jahren Seminarleiter.

Neben katholischer Religionslehre ist Deutsch sein zweites Unterrichtsfach – eine klassische Kombination, wie sie auch Martina Mayer gewählt hat. Aber auch Mathe-Religion ist eine gar nicht so seltene Fächerverbindung.

Der stellvertretende Schulleiter am „Scheiner“, Claus Schredl, der gerade bei seinen Referendaren in Plankstetten vorbeischaut, lehrt neben Religion die Fächer Informatik und Latein („lauter exakte Wissenschaften“). Und gleich drei der diesjährigen Missio-Kandidaten unterrichten als zweites Fach Sport.

Bei künftigen Elternabenden werden an ihrer Tür wohl weniger Eltern anklopfen als etwa bei den Kollegen in Mathe oder Englisch. Vom Stellenwert her sei Religion bei den Eltern in etwa vergleichbar mit Geographie, lautet Franz Hertles Einschätzung. Andererseits, so Martina Mayers Erfahrung, bringen manche Eltern gerade dem Religionslehrer Vertrauen entgegen, wenn es um Persönliches geht.

Als mündliches Prüfungsfach im Abitur ist Religion am Scheiner-Gymnasium gefragt. „Heuer wählten es knapp ein Viertel der Schüler“, informiert der stellvertretende Schulleiter. Als Leistungskurs aber führt die katholische Religionslehre ein Schattendasein. Erst einmal gab es einen entsprechenden Kurs am Scheiner-Gymnasium. „Die meisten nehmen Englisch, weil sie das später auf jeden Fall brauchen“, sagt Schredl. „Und als zweites Fach eine Naturwissenschaft oder eine Sprache.“

In der Oberstufe besteht die Möglichkeit, Ethik statt Religion zu belegen. Aber am Scheiner-Gymnasium machen davon nur wenige Schüler Gebrauch. „Religion ist ein Fach, das sehr stark an der Lehrkraft hängt“, stellt Schredl fest, „passt’ s oder passt’ s nicht?“.
„Ich glaub’ mich hat mein Religionslehrer überzeugt“, begründet Missio-Kandidatin Carolin Ernst aus Burgau bei Günzburg, warum sie sich ebenfalls diesen Beruf ausgesucht hat. „Die zwei Jahre in der Kollegstufe haben mir gut getan“, erinnert sich die junge Lehrerin, die in Eichstätt studiert hat, an viele Themen im Unterricht, die nicht nur Schulstoff vermittelten, sondern sie auch persönlich weiterbrachten.

Ein Wermutstropfen in diesen Tagen ist für die jungen Religionslehrkräfte die berufliche Perspektive. „Momentan sieht’s schlecht aus“, bedauert Franz Hertle. Obwohl Bedarf an Religonslehrern vorhanden sei – selbst in den Prognosen des Kultusministeriums zum Lehrerbedarf ist dies nachzulesen – werden wegen klammer Staatsfinanzen keine neuen Planstellen geschaffen.

„An manchen Schulen gibt’s nur eine Stunde Religionsunterricht pro Woche“, kritisiert der Seminarleiter. Und das, obwohl von der Fachschaft Religion viele Impulse ausgingen, verweist der stellvertretende Schulleiter etwa auf Angebote der Schulpastoral. Angebote, die nicht nur dem bloßen Wissenserwerb dienen, sondern „dem Schulalltag gut tun“.

Gabi Gess, Kirchenzeitung