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Diese Partnerschaft hat Zukunft

Eichstätter Delegation besuchte indisches Partnerbistum Poona/Fragen an Bischof Hanke

KiZ: Herr Bischof, welches waren die wesentlichen Eindrücke, die Sie von Ihrem ersten Besuch in der indischen Partnerdiözese Poona mitbringen?

Bischof Gregor Maria Hanke: Ich bin voll von Eindrücken, die ich teilweise noch verarbeiten muss. Ganz grundsätzlich kann ich aber jetzt erst so richtig er- messen, was Bischof Valerian in seiner Amtszeit Positives geleistet hat für dieses Bistum. Wie er an Zukunft gebaut hat, wie er viele Einrichtungen im Lauf der Zeit ins Leben gerufen und damit auch der Kirche seiner Diözese eine sichtbare und spürbare Struktur gegeben hat. Ich habe allerhöchsten Respekt vor dem Werk meines Mitbruders. Weiter konnte ich  fasziniert feststellen, wie sehr sich die Charismen der Bischöfe  ergänzen: Valerian, der das strukturierte europäische Denken kennt, der so zu planen weiß, der viel in Bewegung gesetzt hat, und sein Nachfolger Bischof Thomas, der darauf aufbauen kann und der Hirte der Armen sein will, der dieses Pfund, das die Diözese  hat, jetzt einsetzen will, gerade  für die untersten Gesellschaftsschichten.

Neben der Begegnung mit Bischof Thomas und Altbischof Valerian haben Sie unterschiedliche Einrichtungen und Projekte in Pune und der weiteren Diözese kennengelernt.

Bischof Hanke: Wir haben Beeindruckendes erlebt, in Einrichtungen für Kinder, in Ausbildungsbetrieben, bei den Mutter Teresa-Schwestern, ich könnte jetzt noch mehr Beispiele nennen, es waren unglaublich bewegende Erfahrungen, für die ich sehr dankbar bin.

Sie waren nicht nur in der  Bischofsstadt Pune unterwegs, sondern sind auch tief in den Süden der Diözese gefahren.

Bischof Hanke: Ja, in einem abgelegenen Bergdorf in der Nähe von Satara, wo übrigens kein  einziger Christ wohnt, läuft ein Projekt der Diözese Poona in Zusammenarbeit mit Caritas Indien. Die Bauern des Dorfes wollen im Rahmen dieses Projektes unter anderem auf biologische Wirtschaftsweise umstellen. Nach dem offiziellen Teil, wir würden sagen, dem Festakt, kamen die Männer  zu mir und erzählten von ihren landwirtschaftlichen Problemen. Ich hatte zuvor von den Erfahrungen mit dem ökologischen Landbau während meiner Klosterzeit berichtet.

Sie haben auch kleine christliche Gemeinschaften besucht.

Bischof Hanke: Die Begegnung mit ihnen war sehr lebendig, sehr authentisch. Dennoch ist es wohl ein Modell, das nicht an jedem Ort gleich greift. Man merkt überall die enorme Spannung in der dieses Land steht, das reicht von High Tech bis zu den Verhältnissen etwa in dem eben beschriebenen Bergdorf, wo man noch ganz archaisch lebt. Das ist die Wirklichkeit von Indien und da gibt es, um wie viel mehr noch als etwa bei uns, natürlich keinen einheitlichen pastoralen Ansatz.

Was hat Sie ganz persönlich bereichert, wenn Sie auf die Tage in Indien schauen?

Bischof Hanke: Mir ist aufgefallen, dass die Menschen dort allesamt offen sind für Glauben und Transzendenz, unabhängig von Religion und Konfession. Die Leute erzählen von ihrem Glauben, der zu ihrem Leben  gehört, sie können darüber gar nicht schweigen. Ich könnte mir das hier in Deutschland nur schwer vorstellen, wir sind da eher geneigt, so etwas als aufgesetzt zu betrachten. Die Offenheit des Lebens für den Glauben, die Zusammengehörigkeit von Himmel und Erde, ist dort wesentlich stärker ausgeprägt, als bei uns. In Europa herrscht das Paradigma des Skeptizismus, des methodischen Zweifels, und das macht den Weg vom Kopf zum Herz oft sehr weit. Die Unmittelbarkeit der Inder, die wir erfahren durften, hat mich sehr, sehr angesprochen, dieser  frohe Glaube, der täte uns hier schon auch gut.

Sie haben in Pune auch 60 Jahre Partnerschaft gefeiert. Wie soll es weitergehen?

Bischof Hanke: Dieser Besuch war enorm wichtig, ich hatte zum Schluss den Eindruck, dass unsere Präsenz nochmal einen Durchbruch in Richtung lebendiger Fortführung unserer Partnerschaft gebracht hat. Bischof Thomas und sein Generalvikar konnten durch die aktuellen Gespräche mit uns erahnen, welche Bedeutung die Partnerschaft auch für uns hier  in Eichstätt hat. Wir sind uns einig darin: Partnerschaft ist Geben  und Nehmen. Dort wo Eichstätt  weiterhin helfen will und kann, sind wir auch zukünftig willkommen etwas beizutragen. Aber Bischof Thomas möchte auch seine  Diözese, seine Gläubigen animieren, uns zu geben, zum Beispiel die spirituelle Erfahrung aus den schon genannten kleinen christlichen Gemeinschaften. Beim Thema interreligiöser Dialog, da können wir sicher von Poona, von Bischof Thomas lernen, der ausgewiesener Experte bei diesem Thema, weit über die Grenzen seiner Diözese hinaus, ist. Ich würde mir auch  sehr wünschen, dass die vor Jahren einmal begonnene Zusammenarbeit zwischen der Theologischen Fakultät der Eichstätter Katholischen Universität mit der Päpstlichen Hochschule der Jesuiten in Pune wieder belebt würde. Ein weiteres Feld könnte ein Jugendaustauschprogramm sein, wie es ja in den zurückliegenden Jahren, durch unser Weltkirchereferat gefördert, in Ansätzen existiert hat. Dadurch würden besonders die Basiskontakte verstärkt. Ich glaube, das sind machbare Perspektiven, von daher hat die Partnerschaft Eichstätt-Poona meines Erachtens eine gute Zukunft.

Interview: Michael Heberling, Kirchenzeitung Nr. 3 vom 17. Januar 2016