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Die Weltentdecker starten durch

In Schwanstetten-Rednitzhembach gründen die Pfadfinder einen neuen Stamm


Erst waren sie eine Siedlung, jetzt sind sie ein Stamm. In der Pfarrei Rednitzhembach-Schwanstetten erfüllt die Pfadfindergruppe alle Voraussetzungen, um als vollwertiges Mitglied im Diözesanverband der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) mitzuwirken. Die bisher als Siedlung bezeichnete-Gruppe ist als 13. Stamm in der Diözese aufgenommen worden. Bei einem großen Festtag erfolgte die Erhebung zum Stamm mit dem Namen „Die Weltentdecker“.

Motiviertes Team

Es sei ein „ermutigendes Zeichen“, sagt DPSG-Diözesankurat Peter Hauf über die Stammeserhebung. In der Pfarrei im Landkreis Roth hätte es „viele günstige Faktoren“ gegeben, die zunächst zur Gründung einer Pfadfinder-Siedlung vor nicht einmal zwei Jahren geführt hätten. Tobias Scholz, der seit fünf Jahren Pfarrer in Rednitzhembach ist, hatte die Pfadfinder bereits an seinen bisherigen Wirkungsorten in Eichstätt, Pleinfeld und Roßtal kennen- und schätzen gelernt. Da es in seiner neuen Pfarrei damals „nur wenig Jugendarbeit“ gab, konnte er sich schnell für die Idee einer Pfadfindergruppe begeistern. Zunächst gab es sogar Überlegungen, „etwas Ökumenisches“ auf die Beine zu stellen, erklärt Scholz im Gespräch mit der Kirchenzeitung. Bei den ersten Treffen saßen noch evangelische Vertreter mit am Tisch, blickt er zurück. Neben der Ökumene gab es ein weiteres wichtiges Anliegen: In der Jugendarbeit sollte für beide Pfarrorte etwas Verbindendes entstehen. Mit einem Brief wandten sich Scholz und weitere Mitstreiter an alle Kinder und Jugendlichen in der rund 4.500 Katholiken zählenden Pfarrei und luden zu einem Informationstreffen ein. Rund 50-60 seien damals der Einladung gefolgt und genau in der Größenordnung bewegt sich auch der aktuelle Mitgliederstand, berichtet Scholz.

Seit 30 Jahren eng mit der DPSG verbunden ist Gemeindereferent Michael Fass. Bis zu seinem beruflichen Wechsel nach Rednitzhembach war er viele Jahre lang Stammeskurat in Wendelstein. Bei der Aufbauarbeit jetzt in Rednitzhembach kamen ihm seine alten Kontakte und sein Wissen zugute. Der Stamm „St. Nikolaus“ übernahm die Patenschaft für die Gruppe in Rednitzhembach und Schwanstetten. Der neue Stamm sei „eine Bereicherung für die Kinder- und Jugendarbeit“, ist sich Fass sicher. Der Zulauf zeige ihm: „Das ist ein Verband, der voll ankommt.“

Von ehrenamtlicher Seite waren es vor allen Dingen die Studentin Carina Hahn und der Polizeibeamte Richard Seidler, die den Plänen Taten folgen ließen. Beide waren zunächst Siedlungsleiter und erhielten bei den allerersten Wahlen auf der allerersten Stammesversammlung vor einigen Wochen die notwendigen Stimmen, um in den kommenden drei Jahren als Stammesleiter die Gruppe zu führen. Der 37-jährige Seidler war früher in der Kolpingjugend aktiv und liebäugelte schon vor mehr als 15 Jahren mit den Pfadfindern. Jetzt ging sein Traum in Erfüllung: „Das war ein sehr emotionaler Tag“, sagt er mit Blick auf die Stammeserhebung.

Begonnen hatten die Feierlichkeiten an der Grundschule in Schwanstetten. Zunächst segnete Diözesankurat Hauf ein Holzkreuz, das Lukas Köglmayr aus der Wölflings-Gruppe gefertigt hatte. Es folgte die Weihe des neuen Banners. Das wird künftig bei allen Zeltlagern mitgenommen und – alte Pfadfinder(un)sitte – kann auch mal geklaut werden. Unter den Klängen der Jugendkapelle Rednitz-hembach, deren Auftritt Bürgermeister Jürgen Spahl den Pfadfindern spendiert hatte, zogen Vertreter des DPSG-Diözesanverbands und von zahlreichen Stämmen aus dem Bistum zur Filialkirche Heiligste Dreifaltigkeit. Im Gottesdienst, den Mitglieder des Pfadfinder-Arbeitskreises Liturgie vorbereitet hatten, brachten die Pfadfinder bei der Gabenbereitung das Holzkreuz und ihre Kluft zum Altar. Mit dem Lied „Flinke Hände, flinke Füße“ endete die Messe. An der Gitarre dabei: Pfarrer Scholz. Als neugewählter Kurat des Stammes wird er künftig sicher auch bei der ein oder anderen Lagerfeuerrunde als Musiker gefragt sein. Und damit die Pfadfinder überhaupt hinaus können auf die Zeltplätze (siehe Beitrag unten) gab es beim anschließenden Festakt eine ganze Reihe nützlicher Geschenke: André Ryznar vom DPSG-Diözesanvorstand übergab eine komplette Zeltlagerausrüstung mit Jurten, Brennern und Kochtöpfen. In den nächsten Tagen geht es von Schwanstetten mit dem Lastwagen zum Osterberg bei Pfünz, um die Materialien abzuholen, kündigt Seidler an. In Schwanstetten, wo auch die regelmäßigen Gruppenstunden stattfinden, soll alles gelagert werden.

Weitere Geschenke gab es am Rande des Festakts von den Kirchenstiftungen Schwanstetten und Rednitzhembach und von den beiden Kolpingsfamilien: Sie überreichten Schecks mit Startkapital für „Die Weltentdecker“. Neben der materiellen Unterstützung können die Rednitzhembacher auch auf ideelle Hilfe zählen. Pfadfinder aus den Stämmen Wendelstein und Roßtal bieten demnächst eine Schulung an: Wie baue ich die Jurten auf, welches Holz kann ich im Wald holen oder welche Knoten sind wichtig?

Der neue DPSG-Stamm „Die Weltentdecker“ hat vier Gruppen für Kinder und Jugendliche von sechs bis 15 Jahren. Eine Rovergruppe für 16- bis 20-Jährige befindet sich noch im Aufbau. Außerdem müssen noch Gruppenleiter ausgebildet werden, erklärt Seidler. Die Pfadfinder sind bereits fest im Pfarrleben in Rednitzhembach und Schwanstetten verwurzelt, berichtet Pfarrer Scholz. Schon als Siedlung brachten sie zweimal das Friedenslicht aus Betlehem in die Pfarrei, sie beteiligten sich mit Aktionen beim Pfarrfest und an Ostern erst zeichneten sie verantwortlich für den Aufbau des Heiligen Grabes in der Kirche in Schwanstetten. Ihre nächsten großen Einsätze stehen auch schon fest: An Pfingsten sind die sieben bis zehnjährigen Wölflinge bei einem bayernweiten Zeltlager mit dabei und an Fronleichnam beteiligen sich alle „Weltentdecker“ an der Prozession der Pfarrei.

Andrea Franzetti, Kirchenzeitung Nr. 19 vom 10. Mai 2015