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Die Sehnsucht, dass es gelingt

Mit der Fusion zweier Pfarreien in Schwabach setzt sich im Bistum ein Prozess fort

Die Pfarrei St. Peter und Paul in Schwabach ist Geschichte. Seit Anfang des Monats gehören in Schwabach alle Katholiken zur Pfarrei St. Sebald. Mit einer kleinen Prozession, einem Gottesdienst in St. Sebald und einem Empfang wurde der vor zwei Jahren gestartete Prozess zur Zusammenlegung offiziell begangen. Die Fusion in Schwabach ist kein Einzelfall: Den Anfang im Bistum machten 2011 in Eichstätt die Dompfarrei und die Pfarrei St. Walburg, 2013 folgten zwei Nürnberger Gemeinden (St. Wunibald und St. Rupert) und heuer zu Jahresbeginn wurde in Ingolstadt die Pfarrei St. Moritz aufgelöst (siehe Beitrag unten) und es folgte die „Einpfarrung in die Münsterpfarrei“, wie es in der Presseerklärung des Bistums heißt.

Es sei ein feierlicher Tag gewesen, aber „kein Fest mit Euphorie“, erklärt St. Sebalds Pfarrgemeinderatsvorsitzende Krimhild Thürauf im Gespräch mit der Kirchenzeitung. Der Prozess der Fusion in Schwabach sei mit diesem Akt „auch noch nicht zu Ende“. Sie könne sich nun einen von der Gemeindeberatung des Bistums begleiteten „Weg des Zusammenwachsens“ vorstellen. Ihre Kollegin von St. Peter und Paul berichtet von anfänglichen Misstönen in ihrer Gemeinde: „Viele Leute hatten Angst, dass wir nichtig werden“, erzählt Gabriele Gottfried. Sie bedauert den Wegfall des Pfarrbüros und in Äußerungen schwingt ein wenig die Angst mit, dass sich künftig kein Pfarrer um eine Pfarrei mit 11.000 Gläubigen bewerben will. In einer Fürbitte beim Gottesdienst am Tag der Fusion hat sie daher den Wunsch vorgetragen, dass der persönliche Kontakt zwischen Seelsorgern und Gläubigen gelingen möge.

Gewohntes aufgeben

An der Spitze der nun größten der 260 Pfarreien im Bistum steht Domkapitular Alois Ehrl. Neben  St. Sebald leitet er auch noch das Dekanat Roth-Schwabach. Beim Gottesdienst verwies er zum einen auf die kirchenrechtliche Zusammenlegung und las dazu das Dekret von Bischof Dr. Gregor Maria Hanke OSB vor. Zum anderen äußerte er den Wunsch, „dass wir uns als Erwachsene gegenseitig wertschätzen und so alle spüren, dass dieses Miteinander etwas Schönes ist.“ Bei einer Statio im Stadtpark hatte er zuvor von einer „Begegnung mit Partnern auf Augenhöhe“ gesprochen und bekannt: „Der Mut neue Wege zu gehen, enthält auch Wehmut.“ Es sei nicht einfach, „Gewohntes aufzugeben“, und die Zusammenlegung werde zur Folge haben, dass es „in Zukunft anders laufen wird, als wir es bislang gedacht haben“. Bei dieser Fusion sei „durchaus noch der Gegenwind von Trauer und Enttäuschung“ zu spüren, sagte Ehrl. Dies schwingt auch in Leserbriefen in der Schwabacher Lokalpresse mit. „War das notwendig?“ fragt dort ein Leser und ein anderer glaubt, dass St. Sebald wegen seiner Größe nun „nicht mehr überschaubar“ sei.

Domkapitular Ehrl äußerte sich in einem Interview zur Großpfarrei positiv: In der überwiegend protestantisch geprägten Stadt, gelte es „den katholischen Reichtum in das christliche Leben einzubringen“, und man sei nun „keine kleine Minderheit“ mehr.

Gemeinsame Sitzungen

„Wir lassen uns nicht auseinander dividieren“, macht Thürauf deutlich und lobt die Zusammenarbeit mit dem Pfarrgemeinderat von St. Peter und Paul. Nachdem im September 2011 Pfarrer Jürgen Vogt St. Peter und Paul verlassen habe und Ehrl zum Pfarradministrator ernannt wurde, erkannten die beiden Schwabacher Pfarrgemeinderäte schnell, dass es für ihren neuen Pfarrer „zu einer Fülle von Abendterminen“ komme, wie Thürauf beim Blick zurück erklärt. Anfangs tagten beide Gremien noch ein halbes Jahr getrennt, ehe die erste gemeinsame Sitzung einberufen wurde. Seitdem gab es kontinuierlich Begegnungen und eine Kooperationsgruppe wurde gegründet.

In vielen Bereichen folgten gemeinsame Aktionen. „Wir waren in St. Peter und Paul auf der Suche nach einem idealen Pfarrbrief“, und in St. Sebald habe man „kompetente Partner“ gefunden, berichtet Gottfried. Umgekehrt gebe es einige Dinge, bei denen St. Sebald von ihrer Pfarrei profitieren könne. Stolz nennt sie die monatlichen Glaubensgespräche, die Lobpreisabende und die Nachbarschaftshilfe. Ehrl hatte in seiner Predigt vom „Teilen und Bündeln von Talenten“ gesprochen, das dazu führen könne, „noch segensreicher zu wirken“. Es gelte nun „auf den Ton zu achten und sich als Brückenbauer“ zu verstehen, rief er den Gläubigen zu. Als hoffnungsvolles Zeichen wertete er die umfangreiche Kandidatenliste für die gemeinsame Pfarrgemeinderatswahl: In der neuen Pfarrei St. Sebald bewerben sich 29 Frauen und Männer um die 15 freien Plätze.

Am Tag der Fusion war das neue Logo der Pfarrei auf Fahnen und auf einer Kerzepräsentiert worden. Es zeigt einen Kreis der Offenheit symbolisieren solle, so die Verantwortlichen. Als Spruch wählten St. Sebald und St. Peter und Paul: „Froh, gemeinsam, katholisch, unterwegs“.

Andrea Franzetti/Ursula Kaiser-Biburger, Kirchenzeitung Nr. 7 vom 16. Februar 2014