Zum Inhalt springen

Dekanatsbesuche: Eine gute, konstruktive Stimmung

Resümee von Bistumsleitung und Diözesanratsvertretern zu Besuchen in den neuen Dekanaten

Die Eindrücke des Dekanatsbesuch in Neumarkt vom Vortag waren noch ganz frisch, als sich am Freitag, 15. Juni, im Bischofshaus die Bistumsleitung mit Vertretern des Diözesanrats traf, um gemeinsam Eindrücke und Erfahrungen der Dekanatsbesuche im Bistum auszutauschen. Bis auf das Dekanat Habsberg, das erst im Herbst folgen wird, sind alle Dekanate des Bistums besucht worden.

Die Vertreter des Diözesanrats, Vorsitzender Christian Gärtner, die stellvertretenden Vorsitzenden Marlies Müller und Prof. Dr. Klaus Stüwe, die Beisitzer des Vorstandes, Barbara Keckl und Gerda Bauernfeind sowie der Geschäftsführer Richard Ulrich, waren zum Teil als Beobachter bei den Dekanatsbesuchen dabei.

Angenehm überrascht

Prof. Stüwe, der als Beobachter beim Besuch des Dekanats Eichstätt fungierte, zeigte sich positiv beeindruckt, wie Bischof Dr. Gregor Maria Hanke OSB, herleitend vom Zweiten Vatikanischen Konzil die Bedeutung des Ehrenamts herausstellte und sehr konkret auch die möglichen Aufgaben des Dekanatsrates ansprach. Er sei, so Stüwe weiter, sehr positiv von der guten, konstruktiven Stimmung überrascht gewesen. Dieser Einschätzung pflichtete Bischof Hanke bei, zumal die Zusammenführung des Dekanatsrates sehr schwierig gewesen sei.

Generell, so fasste Geschäftsführer Ulrich zusammen, hätten die Besuche gezeigt, dass die Menschen weniger an theologischen oder gesamtkirchlich-politischen Fragen inte-ressiert seien, vielmehr treibe sie die Frage um, wie es mit der Kirche vor Ort weiterge-he, wie das Verhältnis Priester-Laie gesehen werde oder sich entwickle, wie die Zukunft der Seelsorgeeinheiten aussehe. Zudem bestehe eine Unsicherheit in Sachen Personal-planung vor Ort.

Hier hakte Generalvikar Dompropst Isidor Vollhals ein, dass, wie der Besuch in Neu-markt gezeigt habe, die Qualifizierung, das heißt, die liturgische und die geistliche Quali-fizierung der Mitarbeiter und der Ehrenamtlichen ein wichtiger Punkt sei. Die Bereit-schaft sei dazu da. Bei den Seelsorgeeinheiten habe er bisweilen den Eindruck, dass nicht ganz klar sei oder nicht genügend klar vermittelt werde, wer was mache. Denn es gäbe nicht nur den Pfarrer und Priester und auch gut qualifiziertes Personal vor Ort.

Das dürfe aber nicht so weit gehen, warf der Eichstätter Oberhirte ein, dass man Sachen wegdelegiere, sondern eine Verzahnung der Priester mit den Laien sei nötig. Außerdem bräuchten die Laien, die bereit sind, sich zu engagieren, eine geistliche Begleitung – ja sie hätten sogar ein Anrecht darauf.

Seelsorgeeinheiten

Dann ging Bischof Hanke auf die Seelsorgeeinheiten ein, bei denen zur Zeit eine gewisse Stagnation da sei. Es bewege sich hier relativ wenig. Ein Grund könnte sein, dass in einigen Seelsorgeeinheiten nachjustiert werden müsste. Der Leiter der Hauptabteilung Seelsorge/ Weiterbildung im Bischöflichen Ordinariat, Domkapitular Alfred Rottler, machte darauf aufmerksam, dass es dabei vor allem um die Frage gehe, welche Pfarreien in Zukunft besetzt werden können.

Zudem, so bemerkte Richard Ulrich, herrsche mancherorts auch eine gewisse Unsicher-heit, wie es mit den Seelsorgeeinheiten weitergehe. Setze die Bistumsleitung weiter auf sie, oder nicht? Das stehe außer Frage, so die Antwort der Bistumsleitung unisono.

Nach Erörterung einiger zur Zeit anstehender Fälle eventueller Veränderung durch Domkapitular Rottler, meinte der Vorsitzende Christian Gärtner, dass sich fallweise immer wieder etwas ändern könne, letztlich aber die Seelsorgeeinheit das Ziel sei.
Das unterstrich auch der Bischof, und betonte, dass die Gremien vor Ort einbezogen seien. So würde der Bischofsvikar und/oder der Generalvikar mit den Pfarrgemeinderäten oder ihren Vertretern vor Ort sprechen und manchmal gebe es aus geschichtlichen oder anderen wichtigen Gründen Sonderfälle, wie jüngst in Kevenhüll.

Generalvikar Vollnhals betonte nochmals, dass die 52 Seelsorgeeinheiten „gültiges Ras-ter“ seien. Es gelte aber noch schwierige Fragen zu lösen, wie beispielsweise, was eine Seelsorgeeinheit jeweils brauche in Sachen Personalzuweisung und Finanzausstattung. Auch dürfe der innerpfarrliche Finanzausgleich kein Tabu sein. Hier gab Prof. Stüwe zu bedenken, dass gerade bei solchen Themen der Kommunikationsaspekt wichtig sei. Gerade anstehende schmerzhafte Prozesse bedurften einer absoluten Transparenz. Das sei eine Frage des Ernstnehmens.

Auf die Anregung von Richard Ulrich, einen Personalverteilungsplan zu veröffentlichen, meinte Bischof Hanke, dass dies zwar wünschenswert, aber nicht realistisch sei, denn es gebe zur Zeit dafür zu viele unsichere Koordinaten. Als Beispiel führte er – nachdem er die Arbeit und den Dienst der Gemeindereferenten besonders lobte – die Stelle eines Gemeindereferenten mit Schulverpflichtung an. Vor allem auf dem Land mache sich der demographische Wandel extrem bemerkbar, das würden ihm alle Schulrektoren sagen, die oft nicht wüssten, wie lange es ihre Schule noch gäbe.

Netzwerkknoten

Im weiteren Verlauf des Austausches ging es vor allem um die künftigen Aufgaben der Dekanatsbüros und um Fragen der Schulung der Ehrenamtlichen. Diözesanratsvorsit-zender Gärtner regte an, dass eine Aufgabe der Dekanatsbüros sein könnte, Knoten eines vielseitig verwobenen Netzwerkes zu sein: der Ehrenamtlichen untereinander, der Ehrenamtlichen mit den Hauptamtlichen und Seelsorgern und nicht zuletzt Verbindung und Informationsknotenpunkt der Menschen vor Ort mit dem Ordinariat und der Bistumsleitung.
Gärtner fragte auch, ob es möglich wäre, dass die Ehrenamtlichen einen Zugang zum Intranet der Diözese erhielten, um so immer auf dem Laufenden zu sein. Welche Vorteile dies mit sich brächte, hätte bereits der zeitlich begrenzte Zugang für die Pfarrgemeinderatswahlen gezeigt.

Domkapitular Rottler legte anschließend dar, dass die Schulung der Ehrenamtlichen eine Querschnittsaufgabe der Hauptabteilung Seelsorge des Ordinariats sei. Fünf bis sechs Referate seien in die Begleitung der Ehrenamtlichen eingebunden und, wie das Beispiel Pfarrbrief zeige, auch die Erwachsenenbildung.

Zum Abschluss des Gesprächs regten die Diözesanratsvertreter an, dass der Bischof einmal pro Amtsperiode Dekanatsbesuche mache.

Klaus Kreitmeir, Kirchenzeitung, Nr. 26 vom 22. Juni 2012