Der Verein Oriens-Occidens fördert das Collegium Orientale und bereitet sein Jubiläum vor
Zur Zeit paukt Mayas Abboud unter der Woche vor allem deutsche Grammatik und Vokabeln. Die Wochenenden jedoch stehen für den Priester der Melkitischen Griechisch-Katholischen Kirche ganz im Zeichen der Seelsorge. Denn im Auftrag seines Patriarchen betreut er in Landshut und Regensburg die Mitglieder seiner Gemeinde, denen die Flucht nach Deutschland vor der Zerstörung und Gewalt in ihrer Heimat Syrien gelungen ist.
Mayas ist nicht der einzige der insgesamt 39 Kollegiaten, die sich für Flüchtlinge einsetzen. Mitglieder des Collegiums Orientale (COr) dienten zunächst als Dolmetscher für die Menschen, die im Erstaufnahmelager in der ehemaligen Maria Ward-Realschule in Eichstätt ankamen. Andere halfen, wo immer sie gebraucht wurden. Die Gottesdienste im Collegium waren und sind für die christlichen Flüchtlinge eine geistliche Heimat geworden.
Das Oberhaupt der Melkitischen Griechisch-Katholischen Kirche, Seine Seligkeit, Patriarch Gregorios III. Laham, war vor kurzem in Deutschland, genauer im Kardinal Hengsbach-Haus in Essen-Werden. Anlass seines Besuchs war das Jahrestreffen des „Patriarchalischen Ordens vom Heiligen Kreuz zu Jerusalem“, ein Laienorden der Melkitischen Kirche. Bei dieser Gelegenheit erhob und weihte er den Vizerektor des COr, Pfarrer Dr. Thomas Kremer, zum Archimandriten. Damit würdigte der Patriarch den Einsatz und die enge Verbundenheit Kremers mit den Christen des Nahen Ostens.
Ziel ist Begegnung
Im COr ist Mayas Abboud momentan der einzige Angehörige seiner Kirche. Die anderen kommen aus neun Ländern, aus Indien, Libanon, Armenien, Georgien, Ukraine, Polen, Slowakei und Serbien und gehören zwölf christlichen Kirchen des Ostens an.
Ein Drittel der Kollegiaten wollen mit Hilfe von Stipendien im COr und an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt den Magister der Theologie erwerben. Zwei Drittel, darunter vier Frauen, nutzen dagegen ihren Aufenthalt im Collegium, um ihr Wissen in einem theologischen Fach zu vertiefen und den Doktorgrad oder gar die Befähigung zur Lehre zu erwerben.
Von Anfang an wird das Collegium vom Verein Oriens-Occidens unterstützt, der bereits 1991 vom damaligen Pater der Benediktinerabtei Plankstetten, Gregor Maria Hanke, und dem damaligen Weißenburger Stadtpfarrer Dr. Andreas Thiermeyer in Venedig ins Leben gerufen wurde. Ziel des Vereins ist es die ökumenischen, wissenschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen dem christlichen Osten und dem christlichen Westen durch Wissen und Begegnung zu fördern. Dazu veranstaltet er in der Regel pro Jahr drei Seminare und ein Auslandsseminar. Das findet in kirchlichen Einrichtungen statt und dient der Begegnung mit den Schwesterkirchen vor Ort. An diesen Reisen nehmen auch Kollegiaten teil.
Höhepunkte im Jubiläumsjahr 2016 werden die Ägyptenreise mit Bischof Anba Damian im Februar und die Dankwallfahrt nach Zarwanytsya und Lemberg in der Ukraine im September sein. Der Verein, der zur Zeit über 60 Mitglieder hat und offen für Angehörige aller christlichen Kirchen ist, hat einen neuen Vorstand. Zwei Studiendirektorinnen aus Niederbayern sind Vorsitzende und lösen den Gründungsvorsitzenden des Vereins und Gründungsrektor des COr, Thiermeyer, ab, der nun Geistlicher Beirat ist.
Klaus Kreitmeir, Kirchenzeitung Nr. 47 vom 22. November 2015