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Als unser Sohn Priester wurde ...

Angehörige erzählten beim Jahrestreffen der Gebetsgemeinschaft für geistliche Berufe in Eichstätt

Sie sind gern gesehene Gäste im Priesterseminar, die Mitglieder der Gebetsgemeinschaft für geistliche Berufe, die das Jesuitenrefektorium bis auf den letzten Platz füllen. Ihr Jahrestreffen sei „ein wichtiger Tag für uns“, meint Regens Christoph Wölfle, der auch diözesaner Leiter der Gebetsgemeinschaft ist, denn „natürlich ist es ganz in unserem Interesse, dass wir genügend Berufungen haben“.

127 Frauen und Männer aus dem ganzen Bistum sind an diesem Samstag nach Eichstätt gekommen – Seniorinnen und Senioren, die seit Jahrzehnten der Gebetsgemeinschaft die Treue halten, aber auch vereinzelt junge Leute. Die 25-jährige Schwabacherin Julia Schröder etwa ist seit drei Jahren Mitglied und setzt ihre Hoffnungen besonders darauf, dass die kirchliche Jugendarbeit vor Ort durch aufgeschlossene Kapläne und Pfarrer gestärkt wird. „Man kann nicht immer nur jammern und einfordern“, begründet Julia ihr Engagement in der Gebetsgemeinschaft, die Berufungen nicht nur durch das Gebet fördern möchte, sondern auch „indem ich jungen Menschen, die sich auf den Weg gemacht haben, Mut zuspreche“ oder „indem ich mich in meinem Umfeld positiv für geistliche Berufe einsetze“, wie der Kreis seine Aufgaben selbst definiert.

Diözesanbeauftragter der Gebetsgemeinschaft ist der ehemalige Subregens und jetzige Pfarrer von Ellingen, Domvikar Dr. Thomas Stübinger. Er hat am Vormittag mit der Gebetsgemeinschaft einen Gottesdienst in der Schutzengelkirche gefeiert und moderiert nun auch das Treffen im Jesuitenrefektorium.

Neben den vielen „geistigen Priestereltern“, deren Gebet vielleicht auch seine eigene Berufung einst mit angestoßen habe, „haben wir heute mal richtige Priestereltern zu Gast“, weist Stübinger auf ein halbes Dutzend Ehepaare und einige Mütter im Saal hin. Sie wurden eingeladen, um Auskunft zu geben, wie sie den Weg ihrer Söhne miterlebt haben. Das Thema „Priestermütter, Priesterväter“ des diesjährigen Diözesantreffens sei aber nicht seine eigene Idee gewesen, sondern „vom Chef“ angeregt worden, berichtet Stübinger. Bischof Dr. Gregor Maria Hanke OSB habe ihm einen Brief des griechisch-katholischen Großerzbischofs von Kiew weitergeleitet – ein Schreiben an alle Priestermütter, denen der Oberhirte dafür dankt, dass sie den Boden für die Berufung ihres Sohns bereiteten.

„Wie ging es Ihnen, als Ihr Sohn sagte: Ich werde Priester?“. Mit dieser Frage reicht Stübinger das Mikrofon an Rosa Schrollinger aus Neumarkt weiter. Sie weiß noch, dass sie vor Freude geweint hat – auch wenn ihr bewusst war, dass ihr Sohn Robert vor keiner leichten Aufgabe stand. „Ich bete jeden Tag, dass er die Kraft hat, gesund zu bleiben und seine Aufgaben zu bewältigen“. Einen anderen Weg wählte ihr zweiter Sohn, Thomas, der ebenfalls Theologie studierte: Er wurde Pastoralreferent und gründete eine Familie. Beide Söhne seien auf ihre Weise zufrieden, berichten Rosa Schrollinger und ihr Mann Otto.

Innerlich überwunden

„Wir waren verhältnismäßig entspannt und gelassen“, berichtet Renate Alberter aus Aberzhausen bei Heideck über den Tag, als Sohn Michael, ein gelernter Bankkaufmann, der Familie eröffnete, er wolle Priester werden. „Zugleich haben wir uns wirklich sehr gefreut und seinen Entschluss unterstützt.“ 2010 wurde er geweiht. Seinen Weg mitzuverfolgen, sei „spannend, schön, aber auch sorgenvoll“, sagt die Mutter. Denn „die Realität ist nicht immer leicht“.

Manchmal zeichnet sich die Priesterlaufbahn schon früh ab. So erinnern sich die Eltern von Subregens Christoph Wittmann, „dass er schon als Kindergartenkind in die Kirche wollte, sobald er die Glocken hörte“. Katharina Löhr aus München, Mutter des Rother Pfarrers Dr. Christian Löhr, weiß noch gut, dass ihr Sohn im Vorschulalter ganze Passagen aus der Sonntagspredigt daheim nacherzählte und den Gottesdienst nachspielte. Und Luise Wohner erzählt, dass ihr Sohn Michael, Priester seit 2008, als kleiner Junge vor dem Einschlafen am liebsten Geschichten aus der Bibel hörte. Ein Vorbild sei ihm aber auch immer sein Onkel, der 2003 verstorbene Domvikar Ludwig Langwieser, gewesen. Auch der frühe Tod des Vaters habe wohl den Weg ihres Sohns („damals machte er gerade Abitur“) beeinflusst. Im Gegensatz zu anderen Priestereltern sieht Rita Raffelt aus Schwabach ihren Sohn nur einmal im Jahr, denn Pater Gabriel ist Kartäuser-Mönch. Schon mit 16 hatte er seiner Mutter eröffnet, dass er sich gerne dieser Gemeinschaft anschließen würde, was er mit 20, nach dem Abitur, auch tat. Anfangs sei die Vorstellung, dass ihr Sohn in einem so „schweren“ Orden sein Leben verbringe, schlimm gewesen, gesteht Raffelt. Aber sie habe gemerkt, dass es sein Weg sei, und sich „innerlich überwunden“. Heute weiß sie: „Wir sind verbunden in Gott.“ Und freut sich zugleich über jeden Brief ihres Sohnes: „Das ist wie ein Festtag für mich.“ „Wir haben halt einfach den Glauben gelebt“ , so lautet die simple Erklärung von Antonie und Johann Klein aus Sengenthal bei Neumarkt, warum sie gleich zweifache Priestereltern geworden sind. Den Lebensentwurf ihrer Söhne Roland und Christian akzeptieren sie ganz selbstverständlich: „Die beiden müssen glücklich sein. Wenn’s ihnen gut geht, geht’s uns auch gut.“ Außerdem kommen die Kleins gar nicht erst zum Grübeln: Drei „Leih-Enkel“ aus der Nachbarschaft, denen sie von der ersten Lebenswoche an Großeltern-Ersatz waren, halten sie auf Trab.

„Sie ist sehr glücklich“

Maria Kargl gehört der Gebetsgemeinschaft an, seit sie vor 37 Jahren nach Dietfurt heiratete und darauf angesprochen wurde, ob sie mitbeten wolle um Berufungen. „Wir waren sechs Kinder daheim“, erzählt sie, „und ich dachte, es wäre doch schön, wenn einer von uns in einen Orden ginge. Und dann ist das wirklich passiert. Meine Schwester trat nach ihrer Lehre 1979 ins Kloster Schönbrunn ein.“ Für die Eltern sei es zunächst nicht leicht gewesen, dass die Tochter fort ging, zumal kurz zuvor ein Sohn tödlich verunglückt war. Aber als die Schwester an Allerheiligen erstmals in ihrer Ordenstracht heimgekommen war, „da haben wir uns wirklich gefreut“, erinnert sich Kargl. Heute erlebe sie ihre Schwester, die als Küchenmeisterin arbeitet, als eine „sehr glückliche Ordensfrau, die mit keinem von uns tauschen möchte.“

Ein Teilnehmer aus der Pfarrei Heideck erzählt, dass dort seit 1981 täglich Rosenkranz gebetet wird – für Pfarrer Stübinger „das Berufungsgebet schlechthin“. Als Jugendlicher habe er den Rosenkranz als „etwas für ältere Damen“ gehalten, gesteht Stübinger, „Inzwischen weiß ich ihn sehr zu schätzen.“

Beim Kaffeetrinken erscheint auch der Bischof, der mit den Mitgliedern der Gebetsgemeinschaft zum Abschluss ihres Diözesantags eine Vesper in der Schutzengelkirche feiert. „Die Gebetsgemeinschaft hat einen großen Wert, um die Bedeutung der Berufungen wachzuhalten“, stellt er im Gespräch mit der KiZ fest. „Denn diese fallen nicht vom Himmel. Sie müssen gepflegt und gefördert werden.“      

Gabi Gess, Kirchenzeitung Nr. 44 vom 3. November 2013