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Da beginnt die Welt von Neuem

„Mit jedem Mädchen beginnt die Welt von Neuem.“ Was für uns Mitteleuropäer ganz natürlich ist, klingt für indische Ohren wie soziale Revolution. In der südasiatischen Gesellschaft gelten weibliche Nachkommen noch heute als Unglück. Sie stürzen die Familien wegen der aufzubringenden Mitgift oft in große finanzielle, ja existenzielle Nöte. Frauen werden in Indien gering geschätzt. Abtreibungen und Misshandlungen sind an der Tagesordnung.

Eindrucksvoll konnte ich bei einer Studienreise in das Eichstätter Partnerbistum Poona erleben, wie junge Christinnen und Christen damit umgehen. Sozialkritisch haben sie sich zum Abschluss einer Jugendveranstaltung in einer tänzerischen Darbietung mit dem Leid beschäftigt, das Frauen in der indischen Welt widerfährt. „Mit jedem Mädchen beginnt die Welt von Neuem.“ Das war nicht nur eine dahingesagte Phrase, das war ein bekennendes Zeugnis. Ich war tief bewegt, wie sich die jungen Menschen mit ihrer Gesellschaft auseinandersetzen und wie aus der Überzeugung zur Nächstenliebe Projekte für Frauen entstehen, die unter schwierigsten Lebensbedingungen leiden.

Weltkirche, das macht auch unser neuer Papst deutlich, bedeutet eben auch, sich aus der mitteleuropäischen Wohlfühlzone hinaus in die Welt zu begeben. Es gibt viel zu entdecken, Leid und Bedrückung, aber auch eine tiefe spirituelle Überzeugung und selbstlose Nächstenliebe.

Ich merke: Ich blicke gerne über meinen Kirchturm hinaus. Da beginnt auch für mich die Welt von Neuem.

Text: Christoph Raithel, Diözesanvorstand des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und Vorstandsmitglied der Jugendstiftung

Erscheinungsdatum: 17. April 2013