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Nur für heute

„Nur für heute“, so beginnen die zehn Gebote der Gelassenheit, die Papst Johannes XXIII. einmal formuliert hat: Nur für heute den Tag erleben; nur für heute auf mein Verhalten achten; nur für heute eine gute Tat vollbringen; nur für heute keine Angst haben.
Es ist erstaunlich, dass gerade der Papst, der soviel in der Kirche bewegt hat, ein so einfaches Motto hatte. Nur für heute. Und entstanden ist ein Konzil, das der Kirche viele Impulse gab.

Nur an den heutigen Tag zu denken, geht natürlich nicht immer. Wenn ein Firmenchef nicht vorausplant, ist seine Firma schnell pleite. Manchmal kann es aber weiterhelfen, nur den heutigen Tag in den Blick zu nehmen. Zum Beispiel ist es schwierig, immer mit den Nachbarn gut auszukommen. Aber nur für heute ist es vielleicht zu schaffen. Jeden Tag fröhlich zu sein, bringt niemand fertig. Doch nur für heute kein missmutiges Gesicht zu machen, ist schon leichter möglich. Alle Tage Erfolg zu haben, überfordert mich. Aber nur für heute meine ganze Kraft einzusetzen, das bringe ich fertig.

„Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selber sorgen“ (Mt 6,34), sagt Jesus in der Bibel. Ganz ohne Sorge für die Zukunft ist wohl niemand. Aber zu wissen: heute darf ich zuversichtlich sein, befreit mich von einer Last; zumindest für diesen Tag.

Text: Michael Kleinert, Exerzitienreferat
Textquelle: Hans-Peter Röthlin (Hg.), Güte - mit Klugheit gepaart. Hundert Worte von Johannes XXIII., München – Zürich – Wien, 52004 (Verlag Neue Stadt), 12f.

Erscheinungsdatum: 19. September 2012