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Pfingsten – Menschen im Gebet versammelt

„Sie gerieten außer sich vor Staunen und sagten: Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: Parther, Meder und Elamiter…?“ (Apg 2,7ff.)

Der Verfasser der Apostelgeschichte überliefert uns passend zum Pfingstfest Erstaunliches und politisch Hochaktuelles: da verstehen sich plötzlich die unterschiedlichsten Volksstämme des heutigen Iran, Iraks, Israels, der Türkei, Arabiens, Ägyptens, Libyens, Griechenlands und Italiens und dürfen hören, wie diese allesamt Gottes große Taten verkünden!
Denken wir bei diesen Ländern nicht sofort an alle möglichen und unmöglichen Schlagworte wie „Atomprogramm“, „Euro-Rettung“, „religiöse Spannungen“…?

Und da kommt genau zur rechten Zeit dieses Wort daher, das uns von der Wirkung des Gottesgeistes am Pfingsttag zu Jerusalem als heilende Antwort Gottes auf unsere scheinbar so heillosen Zeiten berichtet, in welchen sich die Menschheit derzeit befindet.
Pfingsten ist das heilende Ereignis, das Heilsereignis auf den Turmbau von Babel und die daraus folgende Sprachverwirrung. Den Menschen dieser (und anderer) Regionen war und scheint es auch heute nicht mehr möglich zu sein, ohne Barrieren miteinander zu kommunizieren und einander zu verstehen.

Pfingsten sagt uns: Wo Menschen im Gebet versammelt und auf die Botschaft von Jesu Tod und Auferstehung ausgerichtet sind, beginnt sich die Kraft des Gottesgeistes zu entfalten. Sie zentriert alle auf die Mitte, auf Jesus Christus, was über alle Sprach- und Bündnisbarrieren hinweg vernehmbar wird. Militärisch-ökonomische Bündniszugehörigkeiten geraten durch Pfingsten in ein heilsames Wanken, der Turm des Hochmuts stürzt ein. Denn: wo der Geist Gottes weht, da verstehen und glauben alle miteinander das Zeugnis der Apostel von Gottes großen Taten!

Text: Bischof Gregor Maria Hanke OSB

Erscheinungsdatum: 23. Mai 2012