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05.10.2016

Alles für die Armen

Foto: Matthias Blaha

Foto: Matthias Blaha

Vor einigen Jahren habe ich im Urlaub eine Dorfkirche im Hochland von Peru besucht. Kurz vor Beginn des Gottesdienstes gehen viele der Einheimischen zu einem Opferkasten, der seitlich an der Wand steht, und werfen ein paar Münzen hinein. Ich schaue mir das Behältnis genauer an und zähle acht Geldeinwurf-Schlitze, jeder mit einem anderen Namen versehen. Man kann hier dem heiligen Martin ein paar Pesos zukommen lassen, dem Erzengel Rafael oder der Lourdes-Muttergottes.
Nach der Messe bleibe ich noch ein bisschen in der Kirche sitzen. Der Mesner löscht die Kerzen, dann leert er den Opferkasten. Eine einzige große Schale kommt zum Vorschein; alle Münzen, ganz egal, bei welchem Namen sie eingeworfen wurden, liegen darin. Der Mesner sieht meinen verdutzten Blick, lächelt und sagt: „Es todo para los pobres.“ – Das ist alles für die Armen.

Ich denke mir: Das meint Papst Franziskus wohl, wenn er von einer „armen Kirche für die Armen“ spricht. Als Christ soll ich mit den Möglichkeiten, die mir zur Verfügung stehen, besonders auf diejenigen achten, die arm sind – arm an Besitz, an Hoffnung, an menschlicher Zuwendung. Ob ich dazu der Caritas eine Spende zukommen lasse oder ein offenes Ohr habe für die Sorgen der alleinerziehenden Mutter, ob ich fair gehandelten Kaffee kaufe oder für die Kranken in meiner Pfarrei bete – das ist alles für die Armen.

Text: Matthias Blaha, Pfarrer in St. Anton, Ingolstadt