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Exerzitienreferat

Impulse zur Osterzeit: "Österlich leben"

Teil 3: Neue Wege gehen

aus: Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt, Nr. 16, 22. April 2007, Seite 13.

Was mag die Stadt Landshut bewogen haben, einer ihrer Straßen diesen Namen zu geben? "Katholikenweg" steht in weißer Schrift auf blauem Hintergrund. Es ist ein ganz normales Straßenschild. So wie anderswo eine Straße nach dem Dichter Adalbert Stifter, nach der Stadt Fürth oder nach der Vogelart der Amseln benannt ist, haben die Landshuter eine Straße nach den Katholiken benannt. Mich erinnert der Katholikenweg daran, dass es schon einmal eine Zeit gegeben hat, in der die Gemeinschaft der Christen eine ganz ähnliche Bezeichnung trug. Die Apostelgeschichte erzählt, dass sich die ersten Christen "Anhänger des neuen Weges" nannten (vgl. Apg 9,2). Die Bibelwissenschaftler sagen, die Christen haben sich am Anfang selbst so genannt. Es muss ihnen also wichtig gewesen sein, dass sie als Christen einen neuen Weg einschlugen. Kein Zweifel: Wie sie lebten, woran sie glaubten, was sie für sich selbst erhofften, unterschied sich von ihren Mitmenschen. Es war etwas völlig Neues, im Namen Jesu zusammenzukommen. Es machte Hoffnung zu wissen: Der Auferstandene ist bei uns. Das gab Kraft für ihr Leben.

Katholikenweg. Vielleicht lädt Sie dieses Schild in dieser Woche ein. Über alle Wege, die Sie gehen, dürfen Sie es schreiben: Ich bin als Christ, als Katholik unterwegs. Und der Auferstandene geht mit mir mit.

Von Ostern her gedacht, könnte ich mir mehrere Möglichkeiten vorstellen:

•  Bevor Sie am Morgen aus dem Haus gehen, könnten Sie in Gedanken zum Beispiel Ihren Tag anschauen. Blicken Sie auf die Wege, die Sie heute gehen. Lassen Sie die Personen vorbeiziehen, denen Sie heute vermutlich begegnen werden. Und ganz gleich, ob Sie sich darauf freuen oder eher mit Sorgen und Befürchtungen auf Ihren Tag schauen, es kann gut tun zu wissen: Er geht heute alle diese Wege mit.

•  Am Abend eines Tages könnten Sie sich fragen: Welche Wege bin ich heute gegangen? Was zeigt sich, wenn ich jetzt noch einmal auf diese Wege blicke? Gibt es einen Schimmer österlichen Lichtes, der mir Hoffnung und Zuversicht macht?

•  Jesus sagt von sich: "Ich bin der Weg" (Joh 14,6). Mit Ihm haben Sie also festen Boden unter den Füßen. Vielleicht spüren Sie in dieser Woche ja eine Einladung, auch einmal einen ganz neuen Weg einzuschlagen. Etwas zu versuchen, das Sie bisher noch nicht gewagt haben. Oder auf einen Menschen zuzugehen, um den Sie bis jetzt einen Bogen gemacht haben. Oder Sie nehmen sich endlich für etwas Zeit, das Ihnen gut tut. Sie können es wagen. Denn als Christ, als Katholik sind Sie nicht alleine unterwegs.

Österlich leben kann bedeuten, einen neuen Weg einzuschlagen. Die ersten Christen wussten das. Was damals galt, wäre auch heute noch einen Versuch wert, meint

Ihr Michael Kleinert
Pfarrer im Exerzitienreferat

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