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Exerzitienreferat

Impulse zur Fastenzeit

Teil 3: Auf die eigene Sehnsucht achten

aus: Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt, Nr. 12, 19. März 2006.

Der Vorschlag war ungewöhnlich. Aber er war originell. „Achten Sie doch einfach auf Ihre Sehnsucht. Die wird Sie führen“, hatte der Pfarrer zu ihm gesagt. Er wollte zu Gott finden. Und deshalb fasste er eines Tages all seinen Mut zusammen und fragte den Pfarrer nach einem guten Buch. Und stattdessen fragte der ihn: „Wonach sehnen Sie sich denn? Was ist der größte Wunsch, den Sie haben?“

Die Sehnsucht ist ein Weg zu Gott. Sie zeigt, wo Gott dem Menschen etwas schenken möchte. Sie macht deutlich, wo ich etwas von Gott erwarten darf und wie er sich mir nähern möchte. Die Heiligen haben das immer wieder gespürt. Der heilige Augustinus sagt: „Willst du unaufhörlich beten, höre nie auf dich zu sehnen.“ Auch für den heiligen Ignatius von Loyola ist die Sehnsucht wichtig. Er schlägt vor, jedes Gebet damit zu beginnen, dass ich Gott erzähle, was ich mir wünsche und erhoffe.

Deshalb ist meine Anregung für diese Woche: Achten Sie auf Ihre eigene Sehnsucht und nehmen Sie sie ernst: Was wünschen Sie sich? Was erhoffen Sie sich für Ihr Leben?

Vielleicht ist Ihnen das ja sofort klar, weil Ihnen spontan etwas einfällt. Vielleicht liegt Ihre Sehnsucht aber auch tiefer in Ihnen. Dann helfen Ihnen möglicherweise die folgenden Hinweise:

  • Stellen Sie sich vor, Sie hätten drei ganz persönliche Wünsche frei. Was würden Sie sich wünschen?
  • Wenn Sie nur noch eine Woche zu leben hätten, was würden Sie auf jeden Fall noch tun wollen?
  • Gibt es eine Bibelstelle, ein Gedicht, ein Bild oder eine Musik, in der Sie etwas von dem finden, was Sie sich in Ihrem Innersten erhoffen?

Wenn Sie wollen, können Sie sich diese Fragen einfach in Ihre Woche mitnehmen. Sie können darüber nachdenken, wenn Sie auf den Bus warten oder im Supermarkt an der Kasse stehen. Schon die Frage „Wonach sehne ich mich?“ kann manches verändern. Vielleicht wird Ihnen zum Beispiel bewusst, dass die Arbeit nicht alles ist. Oder Sie merken: Ich wünsche mir eine tiefere Beziehung. Oder es taucht ein Gedanke auf, der bis jetzt noch nie da war.

Als Christ dürfen Sie darauf vertrauen, dass jede echte Sehnsucht auch etwas mit Gott zu tun hat. Was möchten Sie Ihm davon erzählen? Wie möchten Sie es vor Ihm ausdrücken? Und was hat Er Ihnen dazu zu sagen? Vielleicht gibt es da ja noch manches zu entdecken. Es lohnt sich, in dieser Woche auf die eigene Sehnsucht zu achten, meint

Ihr Michael Kleinert, Pfarrer im Exerzitienreferat

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