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Exerzitienreferat

"Adventlich leben" - Impulse zur Adventszeit

Teil 1: Zacharias - Wo nichts mehr zu machen ist

aus: Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt, Nr. 48, 30. November 2008

Adventlich leben, wie geht das? Viele Menschen sehnen sich danach, die Adventswochen ganz bewusst zu leben. Sie möchten die Zeit bis Weihnachten anders gestalten als den Rest des Jahres. Wer sich auf solch einen adventlichen Weg machen will, dem tut es vielleicht gut, einen erfahrenen Menschen zur Seite zu haben. Die Bibel kennt solche Menschen. Sie stellt Frauen und Männer vor, die mit Gott in ihrem Leben Erfahrungen gemacht haben. Wenn Sie für die Adventszeit noch Wegbegleiter suchen, könnten diese Menschen die richtigen sein. In den kommenden Wochen wird an dieser Stelle jeweils eine Person vorgestellt. Sie kann Ihnen für jeweils eine Adventwoche Begleiter, Begleiterin sein. Wann immer Sie ein bisschen Zeit übrig haben, können Sie versuchen, von ihren Erlebnissen her Ihr eigenes Leben zu deuten. Es sind Menschen mit Lebenserfahrung, die Gott gesucht und gefunden haben. Nicht die schlechtesten Begleiter für alle, die sich heute noch etwas erwarten, oder?

Er war fromm. Er tat seine Pflicht. Aber die Hoffnung hatte er schon längst aufgegeben. Der Priester Zacharias erwartete sich nichts mehr. Er war ein alter Mann geworden. Und Kinder hatte er keine. All die Jahre hatte er gehofft und gewartet. Er hatte gebetet und gefleht. Aber der ersehnte Nachwuchs blieb aus. So erzählt es das Lukasevangelium (vgl. Lk 1,5ff). Mit Zacharias, der sich nichts mehr erwartet, beginnt der Evangelist Lukas seine Frohe Botschaft. Am Anfang seines Berichts über das Kommen Jesu stehen weder der Engel Gabriel noch Maria. An den Beginn stellt Lukas einen Menschen, der eigentlich schon aufgegeben hat. Innerlich zumindest. Vielleicht ist Zacharias daher auch ein möglicher Begleiter für den Anfang des Advents. Wie könnten Sie mit ihm in dieser Woche unterwegs sein?

  • Advent kommt „alle Jahre wieder“. Er gehört eben dazu. So gehörte es für Zacharias auch dazu, alle Jahre wieder im Tempel Dienst zu tun. Er ist an der Reihe und deshalb geht er hin. Zacharias ist das beste Beispiel dafür, dass etwas, das eben alle Jahre wieder kommt, plötzlich ganz Neues hervorbringen kann. Vielleicht macht Ihnen das Mut, das ganz Normale erwartungsvoll zu leben. Halten Sie also ruhig Ausschau.
  • Zacharias bleibt seiner Aufgabe über all die Jahre treu, auch wenn sich nichts tut. Mit dieser Haltung haben nach ihm Generationen von Christen gute Erfahrungen gemacht: „Verricht das Deine nur getreu“. Sie könnten dieses Lied, im Gotteslob 295, singen oder beten, wenn Sie dem treu zu bleiben versuchen, was zu Ihrem Leben gehört: der Beziehung, zu der Sie vor vielen Jahren Ja gesagt haben; der Aufgabe, die zu Ihnen gehört; der Sehnsucht, die Sie in sich tragen.
  • Greifen Sie doch in einer ruhigen halben Stunde zur Bibel. Bei Lk 1,5-25 können Sie von Zacharias lesen. Malen Sie sich die Szene in Ihrer Phantasie so lebendig aus, wie Sie können. Zacharias hat Fragen. Es verschlägt ihm buchstäblich die Sprache. Wenn Zacharias damals seine Fragen stellen konnte, dann dürfen Sie das heute auch.

Adventlich leben heißt erwartungsvoll leben, ganz gleich, ob scheinbar nichts mehr zu machen ist oder der Advent gerade wie alle Jahre wieder kommt. Dazu macht Zacharias Mut. Dass Sie mit ihm als Begleiter gut unterwegs sein können, wünscht

Ihr Michael Kleinert, Pfarrer im Exerzitienreferat

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