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Im Wortlaut

Hirtenwort von Bischof Gregor Maria Hanke OSB zur Adventszeit am Christkönigssonntag, dem 24. November 2013

Liebe Schwestern und Brüder!

Mit dem heutigen Christkönigssonntag haben wir das Ende des Kirchenjahres erreicht. In wenigen Tagen beginnt die Adventszeit, das Weihnachtsfest steht vor der Tür.

Die liturgischen Texte, die unseren Weg zum Fest der Geburt Christi begleiten, vor allem unsere Lieder, drücken die Sehnsucht nach der Ankunft des Herrn und die Freude über seine Nähe aus: Freut euch im Herrn, denn er ist nah! werden wir bald singen, und zu Weihnachten im Lied „Stille Nacht“: Jesus der Retter ist da.

Das Evangelium des heutigen Christkönigsfestes scheint allerdings in scharfem Kontrast zu der freudigen Erwartung der Ankunft Jesu zu stehen. Der Evangelientext führt uns unter das Kreuz Christi auf Golgotha. Christus hängt am Kreuz. Doch im Gekreuzigten breitet Gott sehnsuchtsvoll seine Arme aus wie ein Vater gegenüber einem verlorenen Kind. Die angenagelten und weit geöffneten Arme des Herrn stellen für uns Sünder die bleibende Einladung in die Umarmung Gottes dar. Aber die Menschen reagieren mit Desinteresse oder mit Ablehnung und Spott.

Die Schilderung des Evangeliums vom Christkönigsfest ist nicht nur Geschichte, sondern trifft auch in der Gegenwart zu, ja sie reicht hinein bis in unser eigenes Leben. Oftmals sind wir an Gottes Gegenwart und Nähe gar nicht interessiert und wollen unser Leben lieber ohne ihn führen.

Denken wir an Situationen im Alltag, die einen Anruf an uns als Jünger und Jüngerinnen des Herrn bedeuten: Momente, in denen unsere Stimme vernehmbar sein sollte, wenn etwa in unserem Umfeld der Glaube angegriffen wird, wenn wir auf Unrecht aufmerksam machen müssten, wenn wir Worte des Verzeihens und der Versöhnung schenken könnten. Zwar haben wir erkannt, was wir tun müssten, aber wir folgen in solchen Augenblicken oftmals nicht der leisen Stimme Gottes, sondern überhören sie lieber. Der Glaube und die Gemeinschaft der Glaubenden, die Kirche, werden schließlich zur Last, derer man sich lieber entledigen möchte.

Liebe Schwestern und Brüder, die Botschaft von der Sehnsucht Gottes und von seinem Kommen in die Welt ergeht an uns alle. Wir öffnen uns dieser Verheißung, indem wir uns immer neu der Frage aussetzen, was Gott von uns will. Wozu ruft er uns in unserer konkreten Situation? Wer danach fragt, was Gott von ihm will, bekennt sich zu seiner Nähe im eigenen Leben. Der Advent lädt uns ein, nach Gottes Willen in unserem Leben, nach unserer Berufung und Sendung zu fragen.

Liebe Schwestern und Brüder, wenn wir hier und da vielleicht doch einmal zweifeln, ob es wirklich so eine gute Idee ist, Gott in unser Leben hineinzulassen, dann kann uns ein Blick auf die Freude der Kinder diese Frage möglicherweise beantworten. Denn es sind ja gerade die Kinder, die uns in den Wochen der Vorbereitung auf Weihnachten die Freude über Gottes Ankunft in unserer Welt und unserem Leben vorleben, auch wenn sie das Geheimnis der Menschwerdung im Kind von Betlehem noch nicht in seiner Tiefe erfassen. Sicherlich spielen auch der adventliche und weihnachtliche Flair und die Erwartung der Geschenke eine gewisse Rolle. Und doch kann man in der kindlichen Vorfreude auch das Glück über das weihnachtliche Geheimnis erkennen: dass Gott selbst in unsere Welt kommt und uns ganze nahe sein will.

Wir Erwachsene können in den kommenden Wochen verstärkt in unseren Pfarreien auf die Kindergärten, die Kindergruppen sowie auf unsere Grundschüler blicken, damit wir uns von den kleinen Propheten der Freude mit der fröhlichen Erwartung des Christkinds anstecken lassen. An dieser Stelle danke ich als Bischof allen Erzieherinnen und Erziehern, den Religionslehrkräften und besonders den Eltern, die in den kommenden Wochen unsere Kinder auf dem Weg zur Krippe, zur Begegnung mit dem Kind von Betlehem begleiten.
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In Gottesdiensten, in denen Kinder anwesend sind, kann folgender Abschnitt eingefügt werden:

 

Liebe Kinder, Ihr bereitet Euch im Kindergarten oder im Religionsunterricht, in Gruppen der Pfarrei und hoffentlich auch zuhause mit Eueren Eltern darauf vor, das Fest der Geburt des Jesuskindes zu feiern. Während der kommenden Wochen singt Ihr adventliche Lieder, Ihr öffnet vielleicht jeden Tag eine Tür des Adventskalenders, bis dann endlich die Tür aufgeht, durch die Jesus in der Krippe ankommt. Ihr zündet die Kerzen am Adventskranz an und betet miteinander, Ihr hört vor allem Geschichten aus der Bibel über Josef und Maria. Für uns Erwachsene ist es wichtig, dass Ihr Euch mit großer Begeisterung auf den Geburtstag des Jesuskindes vorbereitet. Euere Vorfreude auf Weihnachten kann uns Erwachsenen helfen. Der Beruf und Sorgen und Lasten des Lebens verstellen uns manchmal den Weg zur Freude. Deshalb schauen wir in den kommenden Wochen gerne auf Euch, um Euere frohe Erwartung auf Weihnachten zu erleben. Mit Euch zusammen wollen wir uns darüber freuen, dass im Jesuskind Gott bei uns Menschen angekommen ist und uns nahe bleibt.

Liebe Schwestern und Brüder, in dieser Freude mit dem menschgewordenen Gott sein Leben zu führen, das war auch das Ziel des Jahr des Glaubens, das mit diesem Christkönigsfest zu Ende geht. Denn darum geht es: Jesus näher kennenzulernen und ihn in unsere Welt hineinzulassen, damit wir mit ihm und aus ihm leben.

Dass Sie, liebe Schwestern und Brüder, die Wirklichkeit der Nähe Gottes im eigenen Alltag  in der bevorstehenden Adventszeit neu entdecken und erfahren, dazu segne Sie der Dreieinige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.

Eichstätt, am Gedenktag der hl. Mystikerin Gertrud von Helfta, dem 17. November 2013

Ihr

Gregor Maria Hanke OSB

Bischof von Eichstätt