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Bischof Gregor Maria Hanke zum Thema Flüchtlinge

Für ein integriertes Engagement in der Flüchtlingshilfe, das auf zwei Füßen steht, hat Bischof Gregor Maria Hanke bei der Herbstvollversammlung 2016 des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Eichstätt geworben: konkrete Hilfe vor der eigenen Tür und verstärkte Bemühungen, die Wurzeln der Not zu bekämpfen. Bei beiden Herausforderungen sei das Engagement jedes einzelnen Christen ebenso gefordert wie die Politik auf europäischer Ebene. „Flüchtlinge aus Krisengebieten und Flüchtlinge, die sich in Folge des Klimawandels auf den Weg machen - dieses große Thema wird uns alle in den nächsten Jahren beschäftigen“, so der Eichstätter Bischof am Samstag, 24. September, bei der Konferenz auf Schloss Hirschberg bei Beilngries.

Es sei nicht notwendig, dass Kirchenvertreter in dieser schwierigen Phase die besseren Politiker abgeben: „Deshalb müssen wir auch nicht jeden Satz der irgendwo gesprochen wird oder jede Neuentwicklung in diesem Feld kommentieren“. Viel wichtiger sei die Treue der Kirche zu zwei Grundsätzen: „Wo Not anklopft und vor der Tür steht, wollen und sollen wir Hand und Herz öffnen und nach Kräften helfen. Wir können uns nicht abschotten und dürfen die Türen nicht zuschlagen“. Ebenso gelte es den Blick auf die Länder und Konflikte zu richten, wo die Hilfe Europas und der westlichen Welt erforderlich ist. „Ohne dem Ursprung der Not abzuhelfen wird auch die Hilfsbereitschaft an unserer Tür nicht auf Dauer etwas nützen“.

Die Diözese Eichstätt finanziert die vor kurzem errichtete und bei den Maltesern angesiedelte Koordinationsstelle für Flüchtlingsarbeit. Bei seinem Gespräch mit den Vertretern des Eichstätter Diözesanrats stellte Bischof Hanke diese Einrichtung als Maßnahme zur Unterstützung der Arbeit vor, die vom Malteser Hilfsdienst ebenso wie der Caritas im operativen Bereich geleistet wird. Neben Flüchtlingsseelsorge, Asylsozialberatung der Caritas und der Bereitstellung von Wohnraum wie in der Erstaufnahme Maria Ward in Eichstätt sei dies ein weiterer Beitrag zu einem Netzwerk verschiedener Einrichtungen und Initiativen, um Flüchtlingen ganz konkret vor Ort zu helfen.
(Pressemeldung vom 25. September 2016)

"... Wünschenswert wäre eine europäische Asyl- und Migrationspolitik auf zwei Säulen. Einmal gilt es den Menschen, die aus tiefer Not bei uns ankommen, zu helfen. Zur Hilfe gehört auch ein klar umrissenes Konzept der Integration. Diese gelingt nicht allein über Wohnraumzuweisung, Deutsch- und Weiterbildungskurse, Benimmfibeln und die allmähliche Übernahme der Menschen in den Arbeitsmarkt. Die Menschen bringen eine andere Religion, andere normative Kontexte und Werteorientierungen mit. Die Integration wird eine Herausforderung für unsere Gesellschaft. Selbstbesinnung auf unsere eigene geistige Herkunft und auf das, was uns trägt, ist unerlässlich für die Integration der Flüchtlinge.

Die andere Säule der Asylpolitik sollte darin bestehen, gleichzeitig die Wurzeln der Fluchtbewegungen in den Blick zu nehmen, etwa in Afrika. Es braucht konzertierte Maßnahmen der Industrienationen, den wenig entwickelten Ländern politisch und materiell zu helfen, damit das Leben lebenswert wird und die Menschen bleiben. Für uns in Europa heißt dies, eine Entwicklungspolitik zu betreiben, die nicht unseren eigenen europäischen wirtschaftlichen Interessen dient, die nicht Almosen gibt, sondern teilt.

Die Ankunft so vieler Flüchtlinge in Europa stellt Fragen an unseren Lebensstil: Kann unser gegenwärtiger Lebensstandard in Europa als Norm gelten? Unser Wohlstand gründet zum Teil in jenen Ländern, aus denen heute Flüchtlinge zu uns kommen: er basiert auf den Rohstoffen, die uns jene Länder billig liefern, auf den Wirtschaftsregeln, denen wir sie unterworfen haben, auf den gesellschaftspolitischen Ideen, die wir exportiert haben, die aber für die dortigen Verhältnisse nicht adäquat sind, auf den Waffen, die ihnen die sogenannte westliche Welt liefert. ..."
(Ansprache zum Jahresschluss 2015)

"... Menschen in Not muss geholfen werden. Das galt vor fünf und drei Monaten, das gilt auch heute und morgen. Das "Wie" ist sachlich und nüchtern anzugehen. Wenn wir nicht Getriebene veröffentlichter Meinungen, Getriebene des pragmatisch gerade Machbaren, Getrieben unserer eigenen Emotionen (positiver wie negativer) und unserer Ängste sein wollen, braucht es eine Besinnung auf unsere geistig-geistlichen Wurzeln. Konkret: ich brauche diese Besinnung für mich persönlich. Nicht die Zeitung oder die öffentliche Meinung kann mir meine Standortbestimmung abnehmen. Ohne den Rückbezug auf die Wurzeln wird unsere Identität in Deutschland und Europa schwach ausgeprägt bleiben. Wie soll da Integration gelingen? Wohin und in was integrieren? Wir Christen brauchen die Rückbesinnung auf den Glauben, die zugleich Ferment für die Gestaltung einer guten Zukunft sein soll. ..."
(Ansprache beim Neujahrsempfang am 16. Januar 2016)