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16.01.2018

Kunstwerk des Monats Januar: Der Wechsel der Altarbilder in der Pfarrkirche Seligenporten

Altarblatt Aufnahme Mariens in den Himmel pde-Foto: Diözesanmuseum

Altarblatt Aufnahme Mariens in den Himmel pde-Foto: Diözesanmuseum

Eichstätt/Seligenporten. (pde) – Eine bewegte Geschichte hat ein Gemälde in der ehemaligen Klosterkirche und heutigen Pfarrkirche Seligenporten, das vom Fachbereich Kultur- und Denkmalpflege der Diözese Eichstätt als Kunstwerk des Monats Januar vorgestellt wird. Das Gemälde, das Zisterzienserpater Bernhard Laurent im Jahr 1940 geschaffen hat und die Aufnahme Mariens thematisiert, war bis 1978 in den Hochaltar der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt eingebaut. Heute hängt es an der Südwand des Chores.

Seligenporten ist bekannt wegen seines ehemaligen Zisterzienserinnenklosters und wegen des monumentalen Kirchenbaus. In der Zeit um 1230/1240 bildete sich in der Gegend - wie vielerorts - eine Gemeinschaft frommer Frauen, die in selbstgewählter Armut lebten. Die Gemeinschaft wurde in das monastische Leben eingeführt und anschließend in den Zisterzienserorden unter dem Namen „felix porta“ aufgenommen. Nach der Reformation blieb aufgrund der protestantischen Territorien in der Umgebung der Nachwuchs aus, so dass schließlich 1565 das Kloster aufgehoben wurde. 1669 wurden vom bayerischen Kurfürsten die meisten Klöster der Oberpfalz wiederhergestellt. Seligenporten wurde dem Kloster der Salesianerinnen in Amberg zugeschlagen, die die Grundherrschaft übernahmen. Diese errichteten auch 1696 die Pfarrei. Nach der Säkularisation wurden die Liegenschaften an Privatpersonen veräußert. Doch 1929/30 kam es zu einem Neubeginn des Klosterlebens. Der Konvent der Zisterzienserabtei Bronnbach siedelte nach Seligenporten um, weil er sich dort günstigere Bedingungen erhoffte, und erwarb die Klostergebäude und die Landwirtschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet der Konvent in Schwierigkeiten, so dass er sich 1967 bereits wieder auflöste.

Die Pfarrkirche Seligenporten wurde ursprünglich als Klosterkirche errichtet und geht in ihrer heutigen Gestalt auf die Zeit um 1330/40 zurück. In der Kirche hat sich eines der ältesten Chorgestühle in Deutschland zum Teil erhalten. 1728 wurde ein mächtiges, spätbarockes Hochaltarretabel mit Säulen und Gemälden aufgerichtet. Das Altarblatt schuf Wolf Simon Groß aus Landshut. Es hat die Heimsuchung Mariens zum Thema: Auf einem Treppenpodest begrüßen sich Maria und ihre Base Elisabeth. Vor dem Hauseingang wartet Zacharias. Das Gepäck Mariens wird von Frauen getragen.

Die meisten Kirchen der Zisterzienser, wie auch in Seligenporten, trugen das Patrozinium Mariä Aufnahme in den Himmel (15. August). Deshalb ist es nachvollziehbar, dass sich der neue Konvent im Jahr 1940 dazu entschieden, das Thema des Hochaltars zu ändern und diesen mit einem anderen Gemälde auszustatten. Diesem Wunsch kam entgegen, dass dem Konvent zu der Zeit ein Künstler angehörte, Pater Bernhard (Dominik) Laurent, geboren 1893 in Paris. Pater Bernhard war eigentlich Mönch der Abtei Stams in Tirol und starb 1975 in Enzenbach/Steiermark. Über seine künstlerische Ausbildung ist nichts überliefert. Werke aus der Zeit um 1940 sind in der Diözese Eichstätt außer in Seligenporten noch nachweisbar in der Filialkirche Altenfelden, Pfarrei Allersberg, wo er den barocken Kreuzwegzyklus kopiert hat. Eine weitere Kopie davon befindet sich in der Pfarrkirche St. Rupert in Gerolfing. Pater Bernhard wurde der Auftrag gegeben, ein neues Altarbild für den Hochaltar in Seligenporten zu schaffen.

Der Stil des Altarblattes kann als barockisierend klassifiziert werden, doch tragen die Figuren großenteils realistische Züge, so Dr. Emanuel Braun, Leiter des Eichstätter Diözesanmuseums. Beispielsweise ist eine Apostelfigur eine Porträtstudie nach dem damaligen alten Schreinermeister von Seligenporten. Das Gemälde zeigt im Vordergrund den offenen Steinsarkophag, um den sechs Jünger gruppiert sind. Zwei knien, vier weitere Apostel drücken individuell ihre Überraschung aus, dass das Grab leer ist, und verfolgen vom Licht überwältigt die Himmelfahrt. Von dieser Gruppe abgerückt bemühen sich zwei andere Apostel, die schwere Deckplatte zu halten. Aus dem Hintergrund heraus eilen zwei männliche Figuren über die Stufen zum Grab, um das Wunder mitzuerleben. Die Muttergottes hat sich bereits über der Schlucht erhoben. Von Engeln getragen, die Blumen verstreuen, breitet sie die Arme aus und taucht in das gleißende Himmelslicht ein. Die Dramatik des Geschehens drückt sich auch in der Gestaltung des Himmels aus, in dem feurige Farbtöne vorherrschen. Die Himmelfahrt Mariens ist das ikonographische Hauptthema in der Gegenreformation. Der hier vorliegende Bildtypus mit dem geöffneten Grab steht aber noch in der Tradition des späten Mittelalters, so die Bewertung des Gemäldes durch Emanuel Braun.

Als 1978 im Rahmen von Restaurierungsmaßnahmen an der Kirche der Hochaltar wieder seine frühere spätbarocke Gestalt bekam, stand auch zur Diskussion, wie man mit dem Gemälde von Pater Bernhard umgehen soll. Dabei sprach sich die Pfarrgemeinde für den Erhalt aus.

Seit 1983 wird im Bereich des Bistums Eichstätt in akribischer Detailarbeit der Bestand an Kunstwerken dokumentiert. Bei der Forschung und Erfassung im Bereich des Bistums Eichstätt kommt es immer wieder zu überraschenden Erkenntnissen. Mit der Reihe „Kunstwerk des Monats“ werden auf der Homepage des Domschatz- und Diözesanmuseums einige dieser in der Öffentlichkeit bisher wenig bekannten Erkenntnisse vorgestellt: www.dioezesanmuseum-eichstaett.de.

 

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