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07.10.2013

Klein aber lebendig: Diözesanrat informiert sich über die Situation im Partnerbistum Leitmeritz

Bischof Hanke in Schluckenau

Besuch in der Pfarrei Schluckenau/Šluknov. Die dortige Pfarrei kümmert sich insbesondere um die Kinder von Roma. Ivana Ková?ová (13) überreicht zum Dank eine von ihr gemalte Kopie des Gnadenbildes „Maria Knotenlöserin“ an Bischof Gregor Maria Hanke.

Pontifikalamt im Dom zu Leitmeritz

Pontifikalamt im Dom zu Leitmeritz: Zum Abschluss der Begegnung mit dem Eichstätter Diözesanrat zelebrierte Bischof Jan Baxant (mitte) ein Pontifikalamt. Konzelebranten waren Bischof Gregor Maria Hanke (2. v. l.), Domkapitular Monsignore Dr. Christoph Kühn (links), Generalvikar Stanislav P?ibyl (2. v. r.) und Domkapitular Alfred Rottler (rechts).

Eichstätt/Hejnice/Litom??ice. (pde) – Die Begegnung mit Vertretern des Bistums Leitmeritz/Litom??ice (Tschechien) stand im Mittelpunkt der Herbstvollversammlung des Eichstätter Diözesanrats der Katholiken. Dazu tagten die Delegierten der Dekanate, Verbände und Einrichtungen des Bistums Eichstätt in dem böhmischen Wallfahrtsort Haindorf/Hejnice (Tschechien). Zur Delegation aus Eichstätt gehörten auch Bischof Gregor Maria Hanke, der Weltkirchebeauftragte Domkapitular Prälat Dr. Christoph Kühn und Seelsorgeamtsleiter Domkapitular Alfred Rottler.

Der Bischof von Leitmeritz Jan Baxant sowie sein Generalvikar Stanislav P?ibyl stellten in mehreren Gesprächsrunden die pastorale Situation in ihrer Diözese vor. Das Eichstätter Partnerbistum Leitmeritz ist flächenmäßig etwa eineinhalb mal so groß wie das Bistum Eichstätt. Unter den über 1,3 Millionen Einwohnern des Gebietes praktizieren etwa 10.000 Katholiken ihren Glauben, ein Anteil von gut sieben Promille der Bevölkerung. Etwa einhundert Priester sind für die 1135 Kirchen des Bistums zuständig. Diese Zahlen spiegeln das Ergebnis der „Wunden“ wieder, so P?ibyl, die durch die Vertreibung der deutschsprachigen Einwohner nach dem Zweiten Weltkrieg und jahrzehntelanger Verfolgung durch den Kommunismus entstanden sind. Auch heute noch begegnet man in der Bevölkerung häufig Angst und Vorurteilen gegenüber der Kirche.

Die wenigen Gläubigen in der Diözese und den Pfarreien sind jedoch sehr aktiv, insbesondere auch im Bereich der Caritas. So findet man in den Pfarrgemeinden meistens „sehr kleine aber lebendige Gemeinschaften“. Von einigen dieser Initiativen konnten sich die Mitglieder des Eichstätter Diözesanrates bei mehreren Ortsterminen überzeugen. Ein Beispiel ist die Arbeit mit Roma-Kindern in Schluckenau/Šluknov. Diese nördlichste Stadt Tschechiens liegt im nach ihr benannten „Schluckenauer Zipfel“, einem kleinen Gebietsvorsprung zwischen der sächsischen Schweiz und dem Zittauer Gebirge. Die größtenteils deutschsprachige Bevölkerung wurde 1945 enteignet und vertrieben. Angesiedelt wurden danach Roma, die heute etwa 20 Prozent der Bevölkerung stellen. Die Gegend um Schluckenau gilt heute als Problemregion mit einer Arbeitslosenquote von etwa 40 Prozent, in der Volksgruppe der Roma sind es über 80 Prozent. Die Pfarrei Schluckenau engagiert sich insbesondere für die Roma-Kinder mit einem kleinen Kindergarten, Hausaufgabenbetreuung und Kleiderkammer. Aber auch Hausbesuche, die Hilfe bei Behördengängen und weitere Unterstützungen werden mit kleinstem Etat hauptsächlich durch wenige ehrenamtlich Engagierte geleistet.

Die finanzielle Ausstattung der Diözese Leitmeritz ist derzeit eine große Sorge in der dortigen Diözesan-Kurie, wie Generalvikar Stanislav P?ibyl erläuterte. Die Umsetzung des sogenannten „Restitutionsgesetzes“, welches einen gewissen Vermögensausgleich für durch den kommunistischen Staat enteignetes Kirchenvermögen darstellt, könnte zwar für die Zukunft eine gewisse finanzielle Basis für die Kirche mit sich bringen, stellt die Verwaltung jedoch auch vor immense betriebswirtschaftliche Aufgaben.

Die Partnerschaft zwischen den Bistümern Leitmeritz und Eichstätt geht auf „das geduldige Wirken und sanfte Drängen der Ackermann-Gemeinde“ zurück, wie Weltkirchereferent Gerhard Rott die geschichtliche Entwicklung zusammenfasste. Am Anfang stand das Wirken des Leitmeritzer Domherrn Monsignore Georg Zischek (geb. 16.02.1892 in Blisowa/Kr. Bischofteinitz, gest. 14.09.1977 Eichstätt), der selbst das Schicksal der Vertreibung erleben musste und im Bistum Eichstätt eine neue Heimat und Aufgabe als Vertriebenenseelsorger fand.

Durch die Arbeit der Ackermann-Gemeinde während des Kommunismus waren Kontakte in die Diözese Leitmeritz vorhanden. Busfahrten nach Prag führten immer über Leitmeritz. Als persönliches Hab und Gut getarnt wurden für jeden Neupriester eine Versehgarnitur oder Bücher ins Land geschmuggelt. Die Gründung eines Sachausschusses „Christliche Ostarbeit“ innerhalb des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Eichstätt 1987 verbreiterte die Initiative über die Ackermann-Gemeinde hinaus. Einen offiziellen Akt zu dem Beginn der Partnerschaft gibt es jedoch nicht, sie hat sich auf pragmatischer Ebene entwickelt.

Neben der Partnerschaftsthematik standen auf der Tagesordnung der Vollversammlung des Diözesanrates aber auch Themen aus dem Bistum Eichstätt. So informierte Bischof Gregor Maria Hanke die Delegierten über einige aktuelle Punkte. Die mittlerweile abgeschlossene Dekanatsreform sei trotz einiger kleinerer Nachbesserungen insgesamt sehr gut verlaufen. Bezüglich der vor einigen Jahren eingerichteten Seelsorgeeinheiten sieht der Eichstätter Bischof jedoch den Bedarf einer Überarbeitung. Dabei gehe es jedoch nicht um rein administrative Maßnahmen. Die künftig stärker geforderte Zusammenarbeit zwischen Pfarrgemeinden dürfe nicht dazu führen, dass das Kirchenbewusstsein vor Ort schwinde. Auch sei keineswegs der Priestermangel eine Antriebskraft für die Neustrukturierungen, sondern eher der Rückgang der Gläubigen. Wenn jedoch die Zahl der Gläubigen zurückgehe, so könne nicht „der Apparat beibehalten werden“, der in den 50er, 60er oder 70er Jahren zur Verfügung stand.

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