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25.11.2015

Jugendmigrationsdienst vor Start in Eichstätt: Hohe Resonanz bei rundem Tisch „Integration“ von Caritas und Kolping

Hohe Resonanz hatte der runde Tisch „Integration“ der Caritas-Kreisstelle Eichstätt und des Kolping-Bildungswerkes. Foto: Caritas/Esser

Eichstätt. (pde) – Bis auf den letzten Stuhl besetzt war der runde Tisch „Integration“, zu dem die Caritas-Kreisstelle und das Kolping-Bildungswerk Eichstätt in der Caritas in der Weißenburger Straße am Dienstag, 24. November, eingeladen hatten. Mit dabei waren Vertreter von Kommunen, Schulen, Sozialverbänden, Kirchen und anderen Organisationen, unter ihnen der Eichstätter Oberbürgermeister Andreas Steppberger und Dompfarrer Josef Blomenhofer. Konkreteste Information war: Der Landkreis Eichstätt bekommt einen Jugendmigrationsdienst.

Langjährige Forderung erfüllt

„Damit geht eine langjährige Forderung unseres runden Tisches in Erfüllung“, so Caritas-Migrationsberaterin Irene Groborz, die den Beteiligten diese Nachricht überbrachte. Anbieten wird den Jugendmigrationsdienst das Christliche Jugenddorfwerk Deutschland in Neumarkt. Deren Leiterin Monika Rilk informierte, es handele sich um einen Dienst für 12- bis 27-jährige Menschen mit Bleiberecht, der zu 80 Prozent vom Bundesfamilienministerium finanziert werde. Mit einer Vollzeitkraft wolle man unter anderem Einzelfall- und Hausaufgabenhilfen sowie Qualifizierungsunterricht für den Übergang von Schule zu Beruf oder auch Seminare über interkulturelle Kompetenzen anbieten. „Die jungen Menschen kommen ja nicht nur in eine neue Welt, sondern befinden sich auch im Wandel vom Jugendlichen zum Erwachsenen“, beschrieb sie die doppelte Herausforderung. Die Nachricht wurde von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des runden Tisches mit Freude aufgenommen. „Da sind sicherlich dann auch Kooperationsprojekte von einheimischen Jugendlichen und solchen mit Migrationshintergrund möglich, die für alle von Vorteil sind“, meinte der Geschäftsführer des Kolping-Bildungswerkes Eichstätt, Ewald Kommer.

Erste Herausforderung für den Jugendmigrationsdienst wird es allerdings, in Eichstätt geeignete Räume zu finden. Hier sei man noch auf der Suche, teilte Monika Rilk mit und bat um Unterstützung. Auf die weiterhin äußerst kritische Wohnraumsituation ging erneut Irene Groborz ein. Ein Aufruf vor einem Jahr, sie über vorhandenen Wohnraum für zugewanderte Menschen im Landkreis Eichstätt zu informieren, „hat leider null Resonanz gehabt“, bedauerte sie. Um die Dringlichkeit des Problems zu unterstreichen, erwähnte Irene Groborz den Fall einer Klientin mit zwei kleinen Kindern, „die derzeit als Notlösung auf engstem Raum untergebracht sind und verzweifelt eine Wohnung suchen“. Ein Lichtblick seien geplante geförderte Wohnungen des St. Gundekar-Werkes in der Eichstätter Spitalstadt, auf die man allerdings auch noch eine Zeit lang warten müsse.

Kommer informierte, das Kolping-Bildungswerk Eichstätt biete derzeit nicht nur drei Integrations- sowie zwei Alphabetisierungskurse an, sondern erstmals auch einen achtwöchigen Einstiegskurs für 25 Asylbewerber aus Syrien, Eritrea, dem Iran und Irak – also für Flüchtlinge mit guter Bleibeperspektive. Dieser finde unweit des Kolping-Bildungswerkes in den Räumen statt, aus denen vor kurzem das Lateinamerikainstitut ausgezogen ist. Fest geplant ist laut Kommer ein weiterer Kurs in Kinding, anvisiert seien auch Angebote in der Eichstätter Erstaufnahmeeinrichtung Maria Ward und in anderen Ortschaften.

Keine Übergangsklasse

Unterschiedlich in der Runde aufgenommen wurde die Nachricht, dass es im Landkreis Eichstätt keine Übergangsklassen für zugewanderte Schulkinder ohne Deutschkenntnisse geben soll. Der runde Tisch hatte sich vor einem Jahr dafür stark gemacht, sie gesondert in einer Klasse an einer Schule zu unterrichten, bis sie in der Lage sind, dem normalen Unterricht zu folgen. Während es nach Information von Monika Rilk im Landkreis Neumarkt mehrere solcher Klassen gibt, sollen im Landkreis Eichstätt „dezentrale Lösungen“ an den Schulen gefunden werden. In der Runde offenbarten sich unterschiedliche Meinungen, ob Übergangsklassen das bessere Modell sind. Während sich beispielsweise der Rektor der Grundschule am Graben, Florian Rieß, weiterhin für diese aussprach, äußerte Caritas-Asylberater Simon Kolbe sich skeptisch aufgrund der vorübergehenden Isolierung von Kindern mit Migrationshintergrund von einheimischen Jungen und Mädchen.

Kolbe brachte mit Sorge zum Ausdruck, dass er verstärkt eine Unterteilung in „gute und schlechte Flüchtlinge“ erlebe. Asylsuchende, die eine weniger gute Bleibeperspektive haben, fühlen sich nach seiner Erfahrung zunehmend unter Druck gesetzt. Dies führe auch zu psychischen Problemen. Da sich Betroffene mit ihren Nöten oft zuerst an Ehrenamtliche wenden würden, sei die Lage auch für diese immer wieder schwierig. „Eichstätt ist Vorzeigeobjekt in der Fluchtarbeit“, lobt Kolbe, mahnte aber auch umso mehr, „zivilgesellschaftliches Engagement“ und Ehrenamtliche zu fördern. „Denn wenn sie nicht mehr mitmachen, haben wir ein enormes Problem.“ Eine freiwillig Engagierte wünschte sich beim runden Tisch konkrete Handlungsanleitungen für ihre sprachliche Bildungsarbeit mit Flüchtlingen, „denn ich habe selbst keine Zeit auf Fortbildungen zu gehen“. Oberbürgermeister Steppberger dankte beim runden Tisch „Integration“ allen Vertreterinnen und Vertretern für ihr Engagement in diesem Bereich.

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