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15.04.2015

Fit für den Haushalt: Caritasstiftung fördert Projekt in Ingolstadt

Nach einem Ordnungssystem den Kühlschrank einräumen: Diese ist eine von zahlreichen Initiativen, die Hauswirtschafterin Maria Breitenhuber (links) mit Andrea G. im Training „Fit für den Haushalt“ unternommen hat. pde-Foto: Caritas/Esser

Nach einem Ordnungssystem den Kühlschrank einräumen: Diese ist eine von zahlreichen Initiativen, die Hauswirtschafterin Maria Breitenhuber (links) mit Andrea G. im Training „Fit für den Haushalt“ unternommen hat. pde-Foto: Caritas/Esser

Eichstätt/Ingolstadt. (pde) - „Fit für den Haushalt“ heißt ein spezielles Hilfeangebot der Caritas-Kreisstelle Ingolstadt für Familien in schwierigen Lebenslagen. Die Caritasstiftung Eichstätt unterstützt das Projekt mit insgesamt 8.000 Euro in seiner eineinhalbjährigen Pilotphase - in Ergänzung zur Leistung des Jugendamtes Ingolstadt. Das Training führt seit Mitte 2014 die qualifizierte und ausgebildete Hauswirtschafterin Maria Breitenhuber auf freiberuflicher Basis unter fachlicher Begleitung der Ambulanten erzieherischen Hilfen der Stelle durch. Der Geschäftsführer der Stiftung, Dr. Thomas Echtler, verschaffte sich nun im Gespräch mit einer begünstigten Klientin sowie ihr helfenden Fachkräften einen persönlichen Eindruck von dem Hilfeangebot.

Andrea G., Anfang 30, zog mit ihrem Freund vor einigen Jahren nach Ingolstadt um, begann mit einer Arbeit bei einem Zulieferbetrieb von Audi, wurde schwanger und brachte einen Sohn zur Welt. Fehlende soziale Kontakte in der neuen Stadt und die „dunkle Jahreszeit“ nach der Geburt führten nach ihren Worten zu einer Depression. Erst meinte sie, diese selbst in den Griff bekommen zu können. Dann riet ihr eine Freundin, ins Krankenhaus zu gehen. Dort blieb sie elf Monate. Das Krankenhaus nahm schließlich mit der Koordinationsstelle Frühe Kindheit (KoKi) des Amtes für Kinder, Jugend und Familie der Stadt Ingolstadt auf. Diese vermittelte ihr das Training „Fit für den Haushalt“ bei der Caritas. „In meiner Küche war vieles zu vollgestopft, teilweise hatten sich Maden angesammelt“, beschreibt Andrea G. ihre Situation vor dem Training. In ihrem Elternhaus sei sie früher stets verwöhnt worden und nun mit der Haushaltsführung überfordert gewesen, begründete sie die Sinnhaftigkeit des Hilfeangebotes in ihrem Fall.

Hauswirtschafterin Maria Breitenhuber analysierte gemeinsam mit ihr sowie KoKi-Mitarbeiterin Edith Pitter die Lebenssituation. Sie legten Ziele fest wie „effektivere Organisation“, „Struktur in den Tag und in den Haushalt bekommen“ und „energieerhaltend arbeiten“. Ein halbes Jahr lang kam die Hauswirtschafterin dafür zwei Vormittage zu Andrea G. nach Hause und griff ihr bei allen möglichen Haushaltsangelegenheiten unter die Arme. Jetzt hat sich die Lage so weit verbessert, „dass wir die Hilfe mit einem Besuch in der Woche langsam ausschleichen lassen“, so Frau Breitenhuber. Andrea G. macht die Fortschritte bei sich an ganz praktischen Beispielen fest: „zum Beispiel daran, dass ich nun ganz automatisch die Spülmaschine ausräume“.

„Fit für den Haushalt“ basiert auf der Grundlage des Konzeptes eines Haushalts-Organisations-Trainings (kurz HOT), das der Deutsche Caritasverband erarbeitet hatte und mittlerweile eine Reihe von Nachahmern im ganzen Bundesgebiet gefunden hat. In Ingolstadt wurde es eingeführt, „weil es auch hier nach unseren Einblicken in oftmals schwierige Familiensysteme große Defizite im Haushaltsbereich gibt“, so Gisela Hirsch, Leiterin der Ambulanten erzieherischen Hilfen der Caritas-Kreisstelle. Viele der von ihr betreuten Familien und Alleinerziehenden sowie auch andere Personen seien mit der Haushaltsführung überfordert. Ihr Leben ist der Caritasmitarbeiterin zufolge von vielfältigen Problemen geprägt: in einigen Fällen zum Beispiel von Armut, in anderen – wie im Fall von Andrea G. – von Krankheit oder von Behinderung. Oft fehle ein unterstützendes soziales Netz und die Betroffenen würden von traditionellen Hilfeangeboten kaum erreicht, so Gisela Hirsch. Dafür spielten Scham, Unsicherheit und auch Unwissenheit eine Rolle. „Fit für den Haushalt“ ist daher nach den Worten von Edith Pitter „passgenauer für diese Familien“.

Bisher haben zwei Familien bei der Caritas-Kreisstelle Ingolstadt an dem Projekt teilgenommen, zwei weitere starten demnächst das Training. Hierbei arbeitet die Caritas eng mit KoKi sowie dem Allgemeinen Sozialdienst des Amtes für Kinder, Jugend und Familie der Stadt Ingolstadt zusammen. „Fit für den Haushalt“ versteht sich grundsätzlich als Hilfeangebot zur Befähigung und Teilhabe, um die Selbsthilfekräfte der Familien zu stärken, der sozialen Ausgrenzung vorzubeugen und insbesondere für die Kinder ein Aufwachsen in Wohlergehen zu ermöglichen.

Mit der Hauswirtschafterin erlernen die Frauen Fertigkeiten und Kenntnisse in vielfältigen Bereichen: von der altersgerechten Versorgung der Kinder über Kleider- und Wäschepflege, Sauberkeit und Ordnung in der Wohnung, Ernährung, Alltagsorganisation und eigenen Körperpflege bis hin zum Umgang mit Geld. „Wissen wird nicht theoretisch vermittelt, sondern praktisch mit der Trainerin eingeübt“, bringt Gisela Hirsch die Stärke des Hilfeangebotes auf den Punkt. Häufig gelinge dadurch auch der Zugang zum Austausch über tieferliegende Probleme wie Schwierigkeiten mit dem Partner, den Kindern oder mit der Arbeit sowie Arbeitssuche oder Schulden. „Eine verbesserte Alltagsstruktur schafft oft erst die Voraussetzung, um auch andere Probleme anzugehen.“ Nähere Informationen gibt in der Caritas-Kreisstelle Gisela Hirsch, Telefon (0841) 309-142.

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