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20.02.2017

Caritasstiftung Eichstätt fördert Projekt „MIGcussion Kids“ für Flüchtlingskinder

Andreas Doßler (Mitte) und seine "MIGcussion Kids". pde-Foto: Caritas/Dr. Andrea Schödl

Andreas Doßler (Mitte) und seine "MIGcussion Kids". Die Zuschauer trommeln mit: Caritasdirektor Franz Mattes, Caritas-Asylberaterin Ulrike Sterner, der Geschäftsführer der Caritasstiftung, Johann Baumgartner, Stiftungsmitglied Barbara Niederauer und Caritas-Kreisstellenleiter Norbert Kresta (von links). pde-Foto: Caritas/Dr. Andrea Schödl

Dietenhofen. (pde) – Es ist ihr erster Auftritt. Neun Jungen aus sechs verschiedenen Ländern erzeugen mitreißende Rhythmen. Ihr Chorleiter, Musikpädagoge Andreas Doßler, gibt mit ganzem Körpereinsatz den Takt vor. "Ta-ke-ti-na" trommeln die einen, "Taa – kee – tii – naa" die anderen. Jeder der sechs- bis neunjährigen Grundschüler der Nachmittagsbetreuung ist konzentriert. Das Publikum der jungen Trommelgruppe "MIGcussion Kids" ist klein: Zu Gast sind neben Journalisten aus der Region die Vertreter der Caritasstiftung Eichstätt und der Caritas-Kreisstelle Herrieden. Nicht lange bleiben sie stumme Zuschauer. Schon hat Stiftungsvorsitzender und Caritasdirektor Franz Mattes eine afrikanische Trommel in der Hand und Geschäftsführer Johann Baumgartner, Vorstandsmitglied Barbara Niederauer sowie der Kreisstellenleiter Norbert Kresta werden mit anderen Percussioninstrumenten zum Mitmachen animiert.

"MIGcussion ist ein Erfolgsprojekt", erklärt Kreisstellenleiter Norbert Kresta. "Nachdem es 2014 und 2015 mit erwachsenen Asylbewerbern sehr erfolgreich verlief, konnten wir es im Frühjahr 2016 mit 'MIGcussion Kids' auf Grundschüler ausweiten."

"Es waren die Kinder, die sich vom Krachmusikmachen ihrer Eltern begeistern ließen", erzählt Caritas-Asylberaterin Ulrike Sterner. "Wenn sie ihre Väter zur Trommelstunde begleiteten, nutzten die Jungen jede noch so kleine Pause, um selbst auf die Trommeln zu schlagen."Im Frühjahr 2016 konnte die Caritas-Asylberatung eine erste Kindergruppe eröffnen.

Durch die große Fluktuation der Teilnehmer, die nach der Anerkennung ihres Flüchtlingsstatus oft mit ihrer Familie wegzogen, geriet die "Kids"-Truppe immer wieder ins Stocken. "Aber die Caritas ist motiviert", sagt Kresta. "Wir geben nicht auf." Mit dem Start des offenen Ganztagsangebotes der Grundschule Dietenhofen im vergangenen Jahr gelang die notwendige Kontinuität. Die Asylberatung der Caritas-Kreisstelle Herrieden bot die  Nachmittagsaktion "Trommeln" als festes Wahlangebot an. Rasch füllte sich der Kreis mit Flüchtlingskindern und deutschen Schülern.

Das Trommel-Projekt wird seit 2014 von der Caritasstiftung Eichstätt gefördert, bislang mit 16.000 Euro. Caritas-Asylberaterin Ulrike Sterner, die das Projekt pädagogisch begleitet, ist froh über diese Finanzierung. "Für Kulturprojekte dieser Art ist es schwer, Geld zu akquirieren", sagt die Pädagogin. Mit den Fördergeldern werden die Honorarkosten des Musikpädagogen, die Aufwendungen für Notensätze und Instrumente sowie weitere Sachkosten getragen.

Das gemeinsame Musizieren mit verschiedenen Percussioninstrumenten ist eine eigene Ausdrucksform. "Es fördert die Kommunikationsbereitschaft und reguliert psychologische und physische Spannungszustände", erklärt Sterner. Um die Aufmerksamkeit der Gruppe zu gewinnen, muss der Musikpädagoge oft spielerisch arbeiten, denn in den Jungen steckt viel Temperament. "Die Power und Energie der Instrumente schafft Strukturen, die die Kids dringend brauchen", erklärt Andreas Doßler. "Es gibt die Musik, aber auch Stille. Sie müssen auf mich achten. Der Rhythmus ist nur Mittel zum Zweck."

Musizieren für Mohammed zur Brücke geworden

An die musikalischen Anfänge eines Jungen, der heute bei den Älteren mitspielt, erinnern sich die Verantwortlichen gerne. Mohammed (Name geändert) stammt aus Syrien und war oft sehr unruhig, mitteilsam und aggressiv. "Es war schwer, ihn zu bändigen", erinnern sich Sterner und Doßler. Als es wieder einmal zu einer Auseinandersetzung kam, forderten sie die Streitenden auf, sich das Wortgefecht über die Trommeln zu liefern. "Es war eine Glanzstunde", erzählt Doßler. "Man konnte durch den Rhythmus jedes Wort verstehen." Danach wurde es besser. "Heute hat Mohammed einen Großteil seiner Aggression und nervöse Quirrlichkeit verloren. Es war wie ein Schalter, der umgelegt wurde", sagt Sterner. "Das Musizieren ist für ihn zu einer Brücke ge-worden."

Quelle: Caritas / Dr. Andrea Schödl

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