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08.07.2017

Buchdorf, Pfarrkirche St. Ulrich

Buchdorf, Pfarrkirche St. Ulrich. Bild: Thomas Winkelbauer

 

Die Pfarrkirche St. Ulrich in Buchdorf wurde in ihrer heutigen Form 1736 errichtet. Vom Vorgängerbau haben sich lediglich im Turm einige Spuren erhalten: so sind unter anderem im Geschoss über der Sakristei ein gotisches Gewölbe, sowie im Erdgeschoss des Turms einzelne Hinweise auf einen romanischen Vorgängerbau zu finden. Die Kirche verfügt mit vier Glocken über ein angemessenes und ansprechendes Glockenensemble, das relativ bald nach dem Ende des 2. Weltkriegs beschafft worden ist. Zwei dieser Glocken stehen unter dem Patronat des hl. Willibalds und der hl. Walburga, daher wird diese Glockenanlage im Rahmen der Willibaldswoche 2107 vorgestellt.

In der "Matrikel des Bisthums Eichstätt nach dem Stande des Jahres 1875" werden für Buchdorf drei Glocken aufgeführt: ein 1733 gegossenes Instrument des Gießers Arnold, sowie eine 1700 und eine 1849 gefertigte Glocke unbekannter Meister.

 

In den Meldebögen des Jahres 1941 sind dann fünf Glocken beschrieben: ein 1733 durch den Dinkelsbühler Gießer Arnold gefertigtes Exemplar mit ungefähr 960 mm Schärfendurchmesser, ca. 550 kg Gewicht, und vermutlich dem Schlagton g', sowie vier 1905 gegossene Instrumente des Augsburger Glockengießers Fritz Hamm senior mit den Schlagtönen d', f', a' und h', etwa 1.400 mm, 1.155 mm, 885 mm, bzw. 745 mm Schärfendurchmesser und einem vermutlichen Gewicht von 1.515 kg, 825 kg, 375 kg, bzw. 220 kg.

Diese Angaben lassen eigentlich darauf schließen, dass während des ersten Weltkriegs in Buchdorf keine Glocken abgeliefert werden mussten - was angesichts des recht jungen Alters und der mit fünf Glocken doch stattlichen Größe des Ensembles eher ungewöhnlich ist.
Während des 2. Weltkriegs wurden dann vier der Buchdorfer Glocken beschlagnahmt; sie sind mit ziemlicher Sicherheit zerschlagen und eingeschmolzen worden. Den Meldebögen nach zu urteilen verschont geblieben ist die zweitgrößte Glocke des Ensembles - auch das ist angesichts der "Jugend" dieser Glocke wieder eher ungewöhnlich.

Bereits 1946, also in einer Zeit sehr großer Not und Bedürftigkeit, kaufte die Kirchenstiftung Buchdorf eine neue Bronzeglocke der Lauinger Gießerei Kuhn und Wolfart. Leider lässt sich aus den vorliegenden Akten nicht rekonstruieren, ob diese Glocke als Ergänzung oder als Ersatz für die eigentlich erhalten gebliebene Hamm-Glocke gedacht war.
1949 ergänzte man das Ensemble mit drei weiteren Wolfart-Glocken; ob die Hamm-Glocke in diesem Zusammenhang dafür in Zahlung gegeben oder an eine andere Kirchenstiftung verkauft worden ist, konnte ebenfalls noch nicht recherchiert werden.
Erstaunlicherweise beschränkte man sich in Buchdorf nun auf ein vierstimmiges Glockenensemble - ganz gegen den Trend, denn zumindest auf Eichstätter Diözesangebiet wurden etliche Geläute nach dem Krieg in Bezug auf die Anzahl der bis dahin maximal vorhandenen Glocken vergrößert.

In der Zeit von 1946 bis 1949 sind für Kirchen in der Diözese Eichstätt ungefähr 120 Glocken beschafft worden, die allermeisten davon aus Gußstahl, Eisenhartguss, oder anderen Ersatzwerkstoffen. Die Buchdorfer Wolfart-Glocken zählen damit zu den 26 ersten Bronzeglocken, die in den unmittelbaren Nachkriegsjahren für Türme in der Diözese Eichstätt erworben worden sind.

Buchdorf, Plenum


Zu den Besonderheiten der Buchdorfer Glockenanlage gehört eine direkte mechanische Verbindung von der Turmuhrenanlage in den Innenraum der Pfarrkirche: Dort findet sich am Chorbogen zum Hauptchor ein Zifferblatt, das von zwei Engeln flankiert wird. Der linke dieser Engel ist mit einem beweglichen Arm ausgestattet, der zeitgleich mit dem Uhrschlag des Turms ein kleines Glöckchen anschlägt. Es ist davon auszugehen, dass früher auch der rechte Engel mit einem beweglichen Arm ausgestattet gewesen ist und damit die Stunden akustisch angezeigt hat.

Buchdorf, Uhrschlag

Sanierung der Glockenanlage

Im Juni 2006 inspiziert Thomas Winkelbauer, der Glockensachverständige der Diözese Eichstätt, auf Bitten der Verantwortlichen vor Ort die Buchdorfer Glockenanlage. Er attestiert der Anlage gravierende technische Mängel und rät der Kirchenverwaltung mit sehr großem Nachdruck zu einer mehr als deutlichen Reduzierung der Läuteeinsätze, sowie zu einer schnellstmöglichen und grundlegenden Sanierung der Glockenanlage.
Winkelbauer bemängelt unter anderem massiven Blattrost an wichtigen Knotenpunkten des Glockenstuhls, bei denen eindeutige Hinweise auf ein baldiges Versagen hinweisen.
Darüber hinaus kommt es zu einem augenscheinlich übermäßig hohen Verschleiß der Glocken selbst durch ungünstig proportionierte Klöppel in Verbindung mit sehr hohen Läutewinkeln.

Die Kirchenverwaltung beschließt daraufhin die Glockenanlage von Grund auf zu sanieren. Erhalten sollen lediglich die Joche bleiben, die vermutlich um 1905 beschafft worden sind.

Der Glockengießerei Bachert plante und fertigte in ihrem Auftrag einen neuen Glockenstuhl aus langjährig abgelagertem, bestem Eichenholz. Dieser kommt mit äußerst wenigen nachspannbaren Stahlverbindungen aus, die überwiegende Anzahl der Knotenpunkte ist vielmehr mit ausreichend dimensionierten Holznägeln ausgestattet. Dieser auf größtmögliche Nachhaltigkeit ausgelegte Konstruktionsansatz reduziert die künftige Wartung an diesem Glockenstuhl auf im Wesentlichen das gelegentliche Nachziehen von wenigen Schraubmuttern.
Die Firma Bachert überarbeitete die vorhandenen Holzjoche und stattete die Glocken mit neuen Klöppeln aus.

Christusglocke

Die Christusglocke bildet das Fundament dieses Glockenensembles.
Sie wurde zusammen mit zwei ihrer Schwestern im Jahr 1949, also bereits vier Jahre nach Kriegsende, beschafft.
Die Buchdorfer Glocken bilden mit ihren Tönen es'-ges'-as'-b'' ein ausgefülltes Moll-Motiv, das auch Ite-missa-est-, bzw. Präfations-Motiv genannt wird.

Schlagton: es'
Material: Bronze

Gießer:Kuhn und Wolfart, Lauingen
Gußjahr: 1949

Durchmesser: 1.245 mm
Gewicht: ca. 1.100 kg

Inschrift:
auf der Vorderseite der Schulter:
DU, GOTT, BIST UNSRE GANZE KRAFT
UND WIR SIND DEINE RITTERSCHAFT
UND WOLLN DICH EWIG LOBEN!
auf der Rückseite der Schulter:
19  Kuhn-Wolfart Lauingen  49

Buchdorf, Christusglocke

Marienglocke

Diese Glocke ist wurde bereits 1946 für Buchdorf beschafft. Leider ist aus den zur Verfügung stehenden Akten nicht ersichtlich, ob sie als Ergänzung oder als Ersatz für die im 2. Weltkrieg verbliebende Hamm-Glocke gedacht gewesen ist.

Schlagton: ges'
Material: Bronze

Gießer:Kuhn und Wolfart, Lauingen
Gußjahr: 1946

Durchmesser: 1.068 mm
Gewicht: ca. 650 kg

Inschrift:
auf der Vorderseite der Schulter:
KÖNIGIN DES FRIEDENS BITTE FÜR UNS!
auf der Rückseite der Schulter:
19  KUHN-WOLFART LAUINGEN  46

Buchdorf, Marienglocke

Willibaldglocke

Auf der Willibaldglocke befindet sich die einzige Darstellung des Diözesanpatrons in der Buchdorfer Pfarrkirche. Das Relief ist der Willibaldfigur des Loy Hering aus dem Willibaldschor des Eichstätter Doms nachempfunden.

Schlagton: as'
Material: Bronze

Gießer:Kuhn und Wolfart, Lauingen
Gußjahr: 1949

Durchmesser: 937 mm
Gewicht: ca. 450 kg

Inschrift:
auf der Vorderseite der Schulter:
DIR WEIHT SICH VOLK UND PRIESTERSCHAFT
UND FLEHT UM DEINES GEISTES KRAFT!
auf der Rückseite der Schulter:
19  KUHN-WOLFART LAUINGEN  49

Buchdorf, Willibaldglocke

Walburgisglocke

Die Walburgisglocke bildet seit 1949 die Klangkrone des Buchdorfer Glockenensembles.

Schlagton: b'
Material: Bronze

Gießer:Kuhn und Wolfart, Lauingen
Gußjahr: 1949

Durchmesser: 790 mm
Gewicht: ca. 250 kg

Inschrift:
auf der Vorderseite der Schulter:
WALBURGA SO HEILIG, WALBURGA SO GUT!
O NIMM UNS ERBARMEND IN DEINE HUT!
auf der Rückseite der Schulter:
19  KUHN-WOLFART LAUINGEN  46

Buchdorf, Walburgisglocke

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