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30.06.2015

Beziehung braucht Zeit: 40 Jahre Caritas-Erziehungsberatung Nürnberg-Langwasser

Die Mitarbeitenden der heutigen Caritas-Erziehungsberatungsstelle: Kristina Kellner, Leiter Michael Trips, Sanela Rubcic, Martin Seger,  Elisabeth Niemeyer und Julia Furman (von links). pde-Foto: Esser/Caritas

Die Mitarbeitenden der heutigen Caritas-Erziehungsberatungsstelle: Kristina Kellner, Leiter Michael Trips, Sanela Rubcic, Martin Seger, Elisabeth Niemeyer und Julia Furman (von links). pde-Foto: Esser/Caritas

Nürnberg. (pde) - Ihr 40-jähriges Jubiläum feiert in diesem Jahr die Caritas-Erziehungsberatung in Nürnberg-Langwasser: Aus diesem Anlass hat diese Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche am Montag, 29. Juni, rund hundert Verantwortliche und Mitarbeitende von mit ihr kooperierenden kommunalen und kirchlichen Stellen und Einrichtungen zu einer Fachtagung eingeladen. Den Fachvortrag im Saal der Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde Nürnberg hielt die Münchner Familien- und systemische Therapeutin Dr. Maria Uhanyan über „Unterschiede, die Unterschiede machen? Kultur- und migrationssensible psychosoziale Praxis“. Aus gutem Grund: Rund die Hälfte aller bei dieser Caritasstelle beratenen Familien hat mittlerweile einen Migrationshintergrund.

Dr. Thomas Echtler, stellvertretender Direktor des Caritasverbandes für die Diözese Eichstätt, dem die Einrichtung angehört, dankte allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre jahrelange Arbeit. „Die Nachfrage zeigt ja, dass der Dienst gerade hier in Langwasser gebraucht wird“, sagte Echtler. Nach eigenen Angaben der Beratungsstelle haben sich die jährlichen Anmeldungen von unter 100 im Jahr 1975 auf mittlerweile rund 300 erhöht. Der stellvertretende Caritasdirektor betonte, dass die Arbeit der Stelle auf zwei Säulen beruhe: Sie nehme sowohl einen caritativ-kirchlichen Auftrag wahr als auch eine gesetzlich geregelte Pflichtaufgabe. In diesem Sinne sei die Stelle für  alle Menschen unabhängig ihres Glaubens da, „geprägt aber von einer christlich orientierten Grundhaltung“. Echtler äußerte in seinem Grußwort aber sein Bedauern darüber, dass die Nürnberger Stelle von kommunaler Seite die am niedrigsten finanzierte von fünf Erziehungsberatungsstellen im Bistum Eichstätt sei.

Die 40-jährige Geschichte ließ der Leiter der Erziehungsberatungsstelle, Michael Trips, Revue passieren: von der „Gründergeneration“ mit den beiden ersten Leitern Dr. Franz Josef Schermer und Dr.  Dieter Schmelzer bis zur Entwicklung ständig neuer Aufgabenfelder in jüngster Zeit, zum Beispiel der Onlineberatung, dem Gewaltpräventionstraining Faires Raufen in Zusammenarbeit mit Kindertageseinrichtungen oder einer speziellen Beratung auf Russisch, welche die Mitarbeiterin Julia Furman leistet. Trotz des enormen Anstiegs an Klienten und der Aufgabenerweiterung hat sich Trips zufolge allerdings der Stellenumfang für Fachkräfte seit über 36 Jahren nur minimal von 3 auf 3,3 erhöht. Während es bei den festangestellten Mitarbeitenden nur wenig Fluktuation gegeben habe, „haben wir in 40 Jahren rund 150 Praktikanten gehabt, teilweise bis zu zehn im Jahr“. Nicht ohne Stolz verwies Trips auf eine seit dem Jahr 2000 durchschnittliche Anzahl von 14 Fachleistungsstunden pro Fall. „Wir haben bewusst den Trend zu immer kürzeren Beratungen nicht mitgemacht, denn qualitativ gute Arbeit braucht Beziehungsqualität und Beziehung braucht Zeit“, betonte der Diplom-Psychologe. Ihm sei es auch wichtig, „dass wir unsere Beratungsarbeit immer wieder evaluiert haben“. Er verwies darauf, dass diese Erkenntnisse und Ergebnisse dazu in einem neuen Internetauftritt der Stelle unter www.erziehungsberatung-nuernberg-sued.de veröffentlicht sind. Immer bedeutsamer für die Arbeit werde die Thematik Migration, Mobilität und kulturelle Vielfalt“. Dies ergebe sich allein daraus, dass nach seinen Worten Nürnberg die Großstadt in Deutschland mit dem dritthöchsten Migrantenanteil ist.

Dr. Maria Uhanyan, selbst eine Frau mit vielfachem Migrationshintergrund, stellte in ihrem Fachvortrag vor allem Erkenntnisse aus ihrer Untersuchung „Konflikte in türkischstämmigen Familien mit Jugendlichen“ vor. Ein wesentliches Ergebnis ist, dass türkische Eltern das Leben in Deutschland oft negativer sehen als ihre Kinder. Dies führe immer wieder zu Loyalitätskonflikten, wenn die Eltern ihre Kinder beschützen möchten, diese sich aber „abnabeln“ wollen. Andererseits sei es auch vielen türkischen Eltern wichtig, dass ihre Kinder eine gute Ausbildung in  Deutschland absolvieren. Die zum Vortrag gekommenen Erziehungsberaterinnen und -berater bat Frau Dr. Uhanyan, eine „kultursensible Arbeit“ zu leisten, immer wieder Unterschiede zu machen und sich zu fragen: „Wer steht da eigentlich vor mir?“

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