Zum Inhalt springen
06.12.2016

Archäologische Funde auf Gelände für Caritasprojekt in Herrieden

Nahezu auf dem ganzen Caritas-Baugelände in Herrieden werden derzeit Zeugnisse aus der Vergangenheit gesichert. Foto: Caritas/Esser

Nahezu auf dem ganzen Caritas-Baugelände in Herrieden werden derzeit Zeugnisse aus der Vergangenheit gesichert. Foto: Caritas/Esser

Grabungsleiter Fabian Hopfenzitz zeigte die bisherigen archäologischen Funde im Detail auf. Foto: Caritas/Esser

Grabungsleiter Fabian Hopfenzitz zeigte die bisherigen archäologischen Funde im Detail auf. Foto: Caritas/Esser

Herrieden. – Archäologische Funde am Vogteiplatz 7 in Herrieden werden den dort geplanten Neubau für eine Tagespflege und „Wohnen mit Service“ des Caritasverbandes für die Diözese Eichstätt verzögern und verteuern. „Wir gehen momentan davon aus, dass sich die Inbetriebnahme nun von Frühjahr auf Herbst 2018 verschiebt und rechnen mit Mehrkosten von 150.000 Euro“, informierte die für die Caritas-Altenhilfe im Bistum Eichstätt verantwortliche Abteilungsleiterin, Hedwig Kenkel, bei einer Pressekonferenz am Dienstag, 6. Dezember, vor Ort. An dieser nahmen neben Caritasverantwortlichen auch der stellvertretende Leiter der Nürnberger Dienststelle des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Robert Frank, Herriedens Bürgermeister Alfons Brandl und Grabungsleiter Fabian Hopfenzitz von der beauftragten Firma Specht teil.

Die Mehrkosten entstehen der Caritas zufolge durch den durch die Funde bewirkten Ausfall der Arbeit des beauftragten Bauunternehmens Heinrich Geßler von mindestens drei Monaten sowie für die Tätigkeiten der Ausgrabungsfirma Specht, in die wiederum auch die Baufirma eingebunden ist. „Dass wir mit einem halben Jahr Verzögerung rechnen, liegt daran, dass ab Januar witterungsbedingt vermutlich nicht die Erdarbeiten ausgeführt werden können, die für Oktober geplant waren“, so die Caritas-Abteilungsleiterin. Robert Bengel, Leiter des Seniorenheimes St. Marien, das zum Caritasverband Eichstätt gehört, erklärte: „Für die Baugenehmigung hatten wir ja die Auflage, dass das Projekt archäologisch begleitet wird. Dass nun aber auf nahezu der ganzen Fläche des Geländes Funde entdeckt und abgetragen werden, konnten wir nicht erahnen.“ Nach dem Denkmalschutzrecht muss der Caritasverband als Bauträger für die Mehrkosten aufkommen. „Das ist natürlich schon ein finanzieller Brocken, den wir jetzt mehr schultern müssen. Wir hoffen, dass dies durch kommunale Zuschüsse abgefedert wird“, so Hedwig Kenkel. „Schließlich sind die Funde für die Nachwelt ja von großem historischen Interesse“, sieht sie auch andere Stellen moralisch in einer Mitverantwortung. Bürgermeister Alfons Brandl sagte zu, sich für eine Unterstützung einzusetzen. Er bekundete Interesse an den Funden, um sie der Öffentlichkeit zugänglich machen zu können. Caritas-Abteilungsleiterin Hedwig Kenkel sicherte ihrerseits zu, dies zu ermöglichen.

Grabungsleiter Fabian Hopfenzitz gab einen Einblick in die derzeit laufenden Arbeiten. Die Funde seien „ein Glücksfall für die Archäologie, denn eine so flächendeckende Erhaltung sieht man nur selten“. Da große Teile des Neubaus für die Caritas unterkellert werden, muss nach Information der Ausgrabungsfirma annähernd die gesamte Fläche archäologisch untersucht werden. Bisher seien 210 Befunde dokumentiert. Durch die Untersuchungen habe man erstmals eine großflächige Besiedlung bereits im 11./12. Jahrhundert in Herrieden nachgewiesen. Aus dieser Zeit des Hochmittelalters „stammen zahlreiche Spuren einer intensiven Bebauung mit Pfostenbauten sowie eine große Anzahl an Keramikscherben und Tierknochen“, heißt es in der Mitteilung der Firma. Anhand der Überreste der eingegrabenen Pfosten habe man schon die Standorte von mindestens drei Holzgebäuden des 12. Jahrhunderts lokalisieren können. Nachgewiesene Einfriedungen und Zäune deuteten auf eine Aufteilung in einzelne Gehöfte hin. Nach Aufgabe der Holzbebauung sei um 1200 im Südteil der Grabungsfläche ein repräsentatives Steingebäude errichtet worden. In dieser Zeit wurde Überlieferungen zufolge auch die benachbarte Burg gebaut. Ein jetzt entdecktes annähernd quadratisches Mauergeviert „erinnert an einen Wohnturm, wie sie ab dem zwölften Jahrhundert in mittelalterlichen Städten entstehen“, so die Ausgrabungsfirma. Wie dieser Turm ausgesehen haben könnte, dazu fertigte die Firma eine Skizze an, die Hopfenzitz den Beteiligten an der Pressekonferenz zeigte.

Quelle: Caritasverband für die Diözese Eichstätt

Weitere Meldungen

Die Stabsstelle Medien und Öffentlichkeitsarbeit veröffentlicht kontinuierlich aktuelle Nachrichten aus dem Bistum. Zur Übersicht.

Videos

Videos zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.

Audios

Audios zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.